laut.de-Kritik
Liebe und Drogen zerstören und retten.
Review von Vicky ButscherIt's your age/it's my rage.
Ich könnte der Band grandiose musikalische Eigenständigkeit zuschreiben. Ich könnte aber genau so fragen: Wo findet die wirkliche Weiterentwicklung auf dieser musikalischen Anthologie statt? Placebo ist eine Band, die die Musikhörer spaltet: Diese androgyne Diva mit der nervigen Stimme vs. dieser grandiose Selbstdarsteller und Songwriter ...
Und doch, entwickelt hat sich die Band, auch wenn sie sich dabei treu geblieben ist ... was allein bei Brians markanter Stimme kaum anders möglich ist. Von rauen, wütenden und introvertierten Anfangszeiten zu den überlegteren, vielschichtigeren, feineren Stücken auf "Sleeping With Ghosts".
"Teenage Angst" zieht sich als Thema nicht nur durch den gleichnamigen Song, sondern durch die kompletten Alben, mit Ausnahme des letzten Werks. Placebo spielen mit dem Image aufmüpfiger und doch verstörter Jugendlicher. Sie spielen mit den Themen Liebe und Drogen als zerstörende, aber auch rettende Elemente. Sie leben Klischees. Zur Tour zum zweiten Album "Without You I'm Nothing" sagt Brian, sie hätten "eine Spur aus Blut und Sperma" hinterlassen.
Diese Platte verschaffte ihnen nicht nur eine Rock'n'Roll-Tour, wie sie im Buche steht, sondern auch wohlverdiente Lorbeeren. Feinfühlige, depressive Songs wechseln sich mit wütenden Geschossen ab, die trotz ihrer Wucht eine wahnsinnig intensive Melodie besitzen. Das essentielle Placebo-Album.
You're too complicated/We should seperate it.
Unter den Perlen, die sich hier auf "Once More With Feeling" versammeln, befinden sich einige Diamanten: "You Don't Care About Us" in seiner süßen, hilflosen Wut mit den großen Gitarren-Melodien und rollenden Drums; "Slave To The Wage" mit seinem schwebenden Gitarrenintro, das in perfektem Gegenklang zum stoischen Rhythmus steht, sich in ein vielschichtiges großes Ganzes verläuft: Wut in Schönklang. Oder "Taste In Men" und "Black Eyed" mit ihren für Placebo ungewöhnlichen Rhythmen und Bassläufen. "Taste In Men" nutzt das klassische Bandgefüge in einem vollkommen elektronischen Kontext. Bei "Black Eyed" laufen Elektro-Rock, Melodie und Wut zusammen: Ein Schlag.
Auch die beiden neuen Tracks "I Do" und "Twenty Years" brauchen sich nicht zu verstecken. Die Single beginnt so 80s wie Brians neuer Haarschnitt, blitzt ein paar elektronische Geräusche über die ruhige Gitarrenlinie und setzt sich mit einer eingängigen Melodie in Sekunden im Kopf fest. Ein ungewöhnlicher Songaufbau, in dem zwischendurch kaum etwas anderes als Molkos Stimme zu hören ist, löst sich später in einen klassischen Hit auf. "I Do" klingt vertrackter, vielspuriger. Erst die Gesangslinie legt eine Struktur darüber, die dem Song Halt gibt.
Leider veröffentlichen die Labels kaum noch Kompilationen mit den schönsten Stücken einer Band, sondern nur noch Single-Versammlungen. Nicht, dass diese bei Placebo schlecht wären. Doch freute sich mancher hier, würden so wundervolle Songs wie "My Sweet Prince" oder "Something Rotten" auch an die Menschen herangetragen, die sich eben nicht jedes Album, sondern nur eine Zusammenstellung von Placebos Hits kaufen.
Think I'll leave it all behind/Save this bleeding heart of mine.
31 Kommentare
Ist nur eine Single-Collection ...
hier die Tracklist:
36 Degrees
Teenage Angst
Nancy Boy
Bruise Pristine
Pure Morning
You Don’t Care About Us
Every You Every Me
Without You I’m Nothing (featuring David Bowie)
Taste In Men
Slave To The Wage
Special K
Black-Eyed
The Bitter End
This Picture
Special Needs
English Summer Rain
Protège Moi
I Do
Twenty Years
Den Titel Twenty Years kann man sich hier (http://exodus.interoutemediaservices.com/d…) anhören ... Ist sehr schön gelungen. Sehr ruhig. Und übrigens auch sehr schönes Video.
Ich schätze mal, da gibt's schon irgendwo einen Thread, aber ich habe den trotzdem mal so gebaut
Cool -> Bestellzettel
Jup, kommt auf die "Wunschliste"
Ja,ja schön für dich.
wow blechtrommler.
Ich glaub Himself wäre selbst auf die idee gekommen, wenn ers gewollt hätte
Und ausserdem: Brennen ist ja sowas von Mainstream!