laut.de-Kritik
Anke Engelke rät: Seidenstrümpfe statt Latex.
Review von Daniel StraubSelten gab sich eine Band so ehrlich, stellte ihr Anliegen so unverblümt in den Vordergrund, wie die Popshoppers mit ihrem akustischen "Shopping Guide". Es geht um Popkultur und ums Einkaufen. Zwei Dinge, die von Beginn an zusammen gehören wie Adam und Eva oder Cola und Weizen (letzteres gilt nur für den Autor, Anm. d. Red.). Was das Anliegen der Popshopper aber weit aus den Niederungen der gemeinen Popkultur empor hebt, ist, dass sie nicht in eigener Sache werben.
Vielmehr präsentieren sie auf ihrem "Shopping Guide" Werbetunes für imaginäre Produkte, die mit skurril-witzigem Humor auf die Schippe genommen werden. Mit an Bord bei diesem dadaistischen Geniestreich sind neben dem achtköpfigen Popshoppers Ensemble auch die Crème de la Crème der deutschen Comedy- und Musikszene. Der Blödelbarde Helge Schneider hält den Konsumenten zum Kauf von Chromodioxid-Kassetten an, da die für den Erfolg bei Frauen unabdingbar seien.
Anke Engelke räkelt sich vor der staunenden Männerwelt nicht in Lack und Latex, sondern ganz klassisch in Seidenstrümpfen. Goldene Zitrone-Spezl Rocko Schamoni klärt die Jugend kenntnisreich darüber auf, dass "Dr. Dynamix Zauberlatex" im Bett wahre Wunder bewirkt.
Die heimlichen Highlights der Zeitreise in die Werbekultur der 60er und 70er Jahre bestechen indes nicht zwingenderweise mit großen Namen. Die liebevoll ironische Hommage "Citron" regt dank eines Schusses französischer Nonchalance mehr als einmal kräftig zum Schmunzeln an und wenn das norwegische Rocktrio Motorpsycho sich als Verkäufer in Sachen Kettensägen profiliert, ist jede Zurückhaltung fehl am Platze.
Seine Abrundung findet der Reigen der werbekulturellen Absurditäten in Charles Wilps in den Weltraum verlagerter Verkaufsveranstaltung für Astronauten-Cola. Nach den überwiegend erotischen Soundtracks, mit denen uns das Kölner Label Diggler Records in der Vergangenheit erfreute, schreiben sie uns mit "Popshoppers' Shopping Guide" ein erfrischend humoristisches Must-Have auf die weihnachtliche Einkaufsliste. Wäre ja auch gelacht, wenn eine Stunde beständiger Werbebeschallung nicht ihre Wirkung zeigen würde.
Noch keine Kommentare