laut.de-Kritik
Opulenz und Power: Die Schwaben am Puls der Zeit.
Review von Markus SeibelPrimal Fear sind im deutschen Power Metal eine verlässliche Konstante, die im Zwei-Jahres-Rhythmus neue Scheiben abliefert. Mit Thalia Bellazecca ist nun erstmals eine Frau und gleichzeitig Gitarristin mit an Bord: Tom Naumann gab das Saiteninstrument nach etlichen Jahren an die junge Italienerin ab.
So oder so hat die Band mit "I Am The Primal Fear" die goldrichtige Wahl für eine Singleauskopplung getroffen. Das mitreißendste Stück der Platte hat es in sich: ein durchdachter Power Metal-Song mit eingängigem, prägnantem Refrain. Und trotzdem zeigt sich dieselbe versierte Instrumentalarbeit wie bei den anderen Songs. Vielschichtig und voluminös – Radio-Power wäre die treffendste Bezeichnung.
"Far Away" ist eine tongewaltige Ballade mit ausufernden Arrangements und ausgefeilten Melodiebögen. Der Track beinhaltet reichlich Durchschlagskraft und lässt sich in einzelne Akte unterteilen. Zum Schluss schließt sich der Kreis zum Hauptthema, was zeigt, dass Primal Fear bei ihren Kompositionen stets auf eine schlüssige Darbietung setzen. Die besondere Art der Melodieführung, die agile Fingerakrobatik der Saitenfraktion, das galoppierende Drumming und vor allem die markante Stimme und Akzentuierung von Sänger Ralf Scheepers lassen keine Zweifel, wessen schöpferischem Geist das Gehörte entsprungen ist. Gleiches gilt für den Rest der Scheibe.
Die im Verlauf des Albums gesponnenen Fäden laufen einfach perfekt zusammen. Hier gibt keiner mit Spielzeit an, sondern die Gruppe füllt sie sinnvoll aus. Von hingebungsvollen Gitarrensoli bis zum mitsingbaren Chorus findet sich alles. Die Intensität bleibt konstant oben.
Platz für Nuancen ist dennoch mehr als genug. Songs wie "Heroes And Gods" belohnen aufmerksame Hörer durch die Weiterentwicklung einzelner Motive, die immer wieder aufgegriffen werden, ein extrem gutes Beispiel dafür liefert der stimmungsvolle Rausschmeißer "Scream". Auch textlich bleiben Primal Fear ihren Wurzeln treu. Zwischen Endzeitbildern, heroischen Aufständen und unerschütterlicher Stärke transportieren Songs wie "The Dead Don't Die" genau das, was die Band ausmacht: Standhaftigkeit, Leidenschaft und eine klare Kampfansage. Aufhören? Keine Option. Oder wie Mat es trocken formulierte: "Solange wir atmen, gibts Metal." Sagt es und produziert Ohrwürmer am Fließband.
Sowohl in Sachen Produktion als auch im Songwriting präsentieren sich Primal Fear am Puls der Zeit. Die Schwaben liefern ein Album, das zwar ein Stück weit die Heavy-Elemente opfert, dafür aber mit einer bisher nicht dagewesenen Opulenz und Power punktet. So könnte "Domination" ins Blickfeld eines deutlich größeren Publikums rücken. Denn eines ist sicher: Fans wissen, was sie bekommen, und Neuzugang Thalia Bellazecca fügt sich ins Bandkonzept ein, als wäre sie immer schon dabei gewesen.
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