laut.de-Kritik
Konkurrenzlos in einer ganz eigenen musikalischen Liga.
Review von Kai ButterweckNach elf Jahren finden sich Primus in der Besetzung ihres Debuts "Frizzle Fry" aus dem Jahr 1990 im Studio von Mastermind Les Claypool ein, um zum siebten Male ihrem Avantgarde-Frickel-Rock zu fröhnen. Das Ergebnis hört auf den Namen "Green Naugahyde" und sieht auf den ersten Blick so aus, wie man sich Rolf Zuckowskis Abschieds-CD wünschen würde.
Dafür spricht der Inhalt eine gänzlich andere Sprache. Während das Trio auf ihrem letzten Output "AntiPop" (2001) schon fast mit eingängigen Harmonien aufwartete, geht es auf "Green Naugahyde" ganz im Stile von "Frizzle Fry" oder auch "Sailing The Seas Of Cheese" wieder voll und ganz um die Ausreizung des Vorstellbaren.
Dem kurzen Intro "Prelude To A Crawl" folgt "Hennepin Crawler", der erste Beweis dafür, dass die sich mittlerweile in den Vierzigern bewegenden Protagonisten über die Jahre nichts von ihrer Virtuosität eingebüßt haben. Der Sound ist frisch und klar. Die Drums von Jay Lane sind tight und prägnant, Larry LaLondes akzentuiertes Gitarrenspiel unterstützt gekonnt die teils nicht nachzuvollziehenden Beats, während über allem der unvergleichliche Viersaiter von Les Claypool thront.
In bekannter Manier gesellt sich sein mit allerlei Effekten zweckentfremdetes Stimmorgan dazu und lässt die Uhr für einen Moment stillstehen. Man fühlt sich zurückversetzt in eine Zeit, als das Crossover-Genre noch in der Wiege lag. Neben den spielerischen Fähigkeiten begeisterten Primus im Laufe ihrer Karriere auch immer wieder mit ihrem besonderen Sinn für Humor.
Als würde die South Park-Crew das Ruder in die Hand nehmen, begibt sich das Trio mit "Eternal Consumption Engine" auf eine schleichende Irrfahrt in fremde Sphären. Richtig amüsant wird es dann auf der Suche nach "Lee Van Cleef", wenn Claypool und seine Kumpane im Off-Beat durch die staubigen Wüsten Arizonas galoppieren, um dem einzig wahren Helden des Italowesterns ihre Ehre zu erweisen.
"Tragedy's A' Comin'" tritt dem Funk-Genre in den Allerwertesten, während "HOINFODAMAN" als einziger Song mit verzerrten Gitarren-Klängen zum abstrakten Headbangen einlädt. Die Musik auf "Green Naugahyde" einzuordnen fällt ungefähr so schwer wie die hundert Meter unter neun Sekunden zu laufen. Das war bei Primus schon immer so und ändert sich auch anno 2011 nicht.
Die Band hat sich vor über zwanzig Jahren ihr eigenes Genre geschaffen, für das es bis zum heutigen Tage keinen treffenden Namen gibt. Konkurrenzlos zwirbeln die Amerikaner in einer eigenen musikalischen Liga und sorgen dabei bei den Einen für verwirrtes Kopfschütteln und bei den Anderen für offene Münder. Ich schließe mich uneingeschränkt der zweiten Gruppe an.
8 Kommentare
Schmiert eure Hirne mit Erdnussbutter ein und leckt eure Oma die Achselhöhlen Die neue Primus ist draußen und die ist besser als Muttis LSD Trip in den 70ern!
Primus still SUCKS !!!
Wenn man kein totaler Langweiler ist, MUSS man Primus einfach respektieren. Pflichtprogramm für alle, die mal wieder ein wenig Stretching für ihre Gehörgänge brauchen!
Mit Review und anschließenden Kommentaren ist ja praktisch schon alles gesagt, da ich aber selbst mal als Basser angefangen habe, möchte ich an dieser Stelle nur noch meinem unbändigen Fanatismus Luft machen und Les Claypool für die vielen inspirierenden Momente danken, ferner für hunderte Stunden, in denen ich mich allein in meinem Jugendzimmer abmühte, sein Bassspiel zu imitieren anstatt mit den kulturlosen Bengeln auf der Straße abzuhängen...
EDIT: Meine eigentlich sehr toleranten Eltern würden demnach auch heute noch ungefragt bestätigen: "Primus REALLY sucks!"
Primus is back! Das muss gefeiert werden!
Die (Musik-)Welt braucht Primus, und das ist keine ironische Bemerkung...
Primus kann man einfach nicht das Wasser reichen die haben ihr eigenes Genre
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