laut.de-Kritik
Die französischen Boards Of Canada auf 80er Trip.
Review von Daniel StraubZwei Alben haben die beiden Franzosen Guillaume Grosso und Jeremy Duval bereits veröffentlicht und sich dafür reichtlich Lob aus Journalistenkreisen abgeholt. Eine leidenschaftliche Liebe für bewegte Bilder, enorme Wertschätzung für die Releases des britischen Labels Warp Records und ein musikalisches Schaffen, das aus diesen beiden Einflüssen einen eigenständigen Stil zwischen Krautrock, 80er Synth-Pop und 90er Jahre Electronica entwickelt. Auf "Burn The Land And Boil The Oceans" durchziehen apokalyptische Untertöne die ansonsten eher hippie-esk freundliche Principles Of Geometry-Welt.
Hinweise für diesen Wandel beim französischen Duo finden sich schon beim Blick auf das Cover. Es greift die Strandidylle des ersten Principles Of Geometry-Longplayers von 2005 auf und wendet sie ins Sakrale. Statt Chill-Out mit Meeresrauschen und Sonnenuntergang knien auf dem aktuellen Albumcover nackte Frauen auf einem steinernen Strand, in Erwartung einer Zeitenwende, wie es den Anschein hat. Zur bedrückenden Stimmung passt der nicht minder bedrückende Titel "Burn The Land And Boil The Oceans".
Der ist eine Referenz an den Film "Koyaanisqatsi" des amerikanischen Regisseurs Godfrey Reggio. Am Ende des zivilisationskritischen Streifens erklingt ein Stück, das im Dialekt der Hopi-Indianer gesungen ist und besagtes Zitat enthält. Dieser textliche Bezug bleibt jedoch für sich alleine. Musikalisch suchen Principles Of Geometry vielmehr die Nähe zu den Kompositonen von Ex-Red Hot Chili Peppers-Drummer Cliff Martinez. Dessen stimmungsvolle Instrumental-Tracks mit ihren prägnanten Synthie-Hooks haben "Drive" zu einem der besten Filme des vergangenen Jahres gemacht.
Principles Of Geometry verstehen sich ebenfalls besten auf die Kunst 80er Synthie-Sounds an der Grenze zum Kitsch anzusiedeln, ohne dadurch die Ernsthaftigkeit ihrer Musik in Frage zu stellen. "Carbon Cowboy" und "Enoma" stehen exemplarisch für die Qualität der Franzosen, in ein und demselben Track gleichzeitig retro und modern zu klingen. Mit beiden Beinen im Hier und Jetzt stehen, wie schon beim Vorgängeralbum "Lazare" die zwei Vocal-Tracks von Principles Of Geometry, allen voran das fantastische "Deerhunt" mit seinen Rap-Lyrics.
Gleichwohl fehlt Grosso und Duval über Albumlänge die notwendige Konstanz, um "Burn The Land And Boil The Oceans" zu einem richtig guten Album zu machen. Zu wahllos dröhnen manche der Tracks aus den Boxen und strahlen mit ihrer Indifferenz leider auch auf die anderen Stücke des Albums ab. Ein Ohr riskieren lohnt sich beim dritten Principles Of Geometry-Album dennoch.
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