laut.de-Kritik
'Auf-die-Fresse-Rock' darf man hier wörtlich nehmen.
Review von Magnus HessePulled Apart By Horses: Dieser Name galt bisher als Garant für knüppelharten Auf-die-Fresse-Rock, was angesichts diverser Verletzter bei Konzertbesuchen in der Vergangenheit durchaus auch wörtlich verstanden werden darf. Auch auf "Blood" randalieren wieder zügellose Gitarren und beinharte Riffs. Doch die intelligenten Songs auf dem dritten Album der Jungs aus Leeds können viel mehr, als nur den Moshpit in Wallung bringen.
Bereits der Opener "Hot Squash" rennt die Haustür frontal ein und kokettiert mit feisten Stoner-Riffs, die abgehackt einem Josh Homme gedenken. In knapp vier Minuten wird man hier von Gitarren, massiv wie Baseballschläger, beidseitig geohrfeigt.
Insgesamt rattern PABH hier sämtliche Register der Rock-Klaviatur durch. Es bedarf aber mehrerer Hördurchgänge um den Songs um alle Ecken folgen zu können, wenn diese sich selbst das Wort abschneiden, um 180 Grad drehen und ohne zu zögern eine andere Richtung einschlagen. "Hello Men" macht dem Cover alle Ehre und spult sich durch verwaschene Gitarrensounds und Voodoo-rockige Psychedelic-Batik. Auch "Lizard Baby" lässt in der Strophe zu enge Jeans und Hippie-Mähnen vor dem inneren Auge Gestalt annehmen, aber verliert sich nicht in Woodstock-Anekdoten, sondern trimmt sich wieder auf bodenständigen Wüsten-Rock zurecht.
Eine Eigenschaft, die "Blood" auszeichnet, denn die Nummern bleiben kompakt und reißen nicht aus aber doch vieles an. So wird allerlei angedeutet aber eben nicht ausbuchstabiert. Denn dazu hat das Quartett zu viele Ideen, die sich ständig ablösen.
PABH feuern zwölf Songs lang aus allen Rohren und der Zunder geht nicht aus: "Grim Deal" bohrt sich sofort in die Gehörgänge mit einem genialen Break und einem Kopfnicker-Refrain, der tieftrabend Grunge-Herzen höher schlagen lässt. Doch Tom Hudson und Co. wissen auch die gute alte Hardcore-Keule zu schwingen, wie im knackigen "Bag of Snakes".
Den größten Sprung in post-punkige Gefilde wagt "Medium Rare", das aber keinesfalls halbgar ausfällt. Hier operieren die vier mit funkigen Stop and go-Stafetten, die ihre Fühler nunmehr deutlich Richtung Converse-Indie ausstrecken.
So gibt da auf einmal der Hüftschwung anstelle des Head-Gebanges den Takt vor, bevor im Chorus wieder humorlos losgehämmert wird. Hier kann man sogar die frühen Foo Fighters erahnen.
Die Fermata setzt aber "Golden Monument", das nochmals ganz weit ausholt und die Größe dieser Platte mit Nachhall in Stein meißelt. Das Streben nach Organisation bremst dabei keinesfalls die Virtuosität der Herrschaften aus. Mit "Blood" machen sich Pulled Apart By Horses endgültig los vom Underdog-Status.
1 Kommentar mit einer Antwort
Dieses Britpop-Gelalle.
1000000000 mal gehört.
Die 4 Punkte versteht kein Mensch.
Knallt doch ganz gut die scheibe, klassischer Britpop hat eigentlich recht wenig mit dem Sound der Platte gemein, geht doch eher in die Stoner-Rock-Richtung.