laut.de-Kritik
Gesamtkunstwerk für aufgeschlossene Metal-Fans.
Review von Michael EdeleAlso, leicht machen es einem der Nevermore-Drummer Van Williams und sein langjähriger Spezi Christ Eichhorn mit ihrer Debüt-Scheibe ja nicht. Zwar sind die letzten Nevermore-Ergüsse auch alles andere als eingängig gewesen, doch die zwölf Songs auf "The Voyeurs Of Utter Destruction As Beauty" sind dermaßen sperrig, dass man schon einige Durchläufe benötigt.
Bereits der Opener "Innocence And The Beast" lässt einen verstört aufhorchen. Zwar ist Van schon seit Ewigkeiten mit einem Shirt oder 'ner Mütze mit Dimmu Borgir-Aufdruck unterwegs und er hört auch nicht auf, positiv über die Norweger zu reden, seit sie mal zusammen auf der Bühne standen. Dass er vom Black Metal aber dermaßen angetan ist, hätte ich nicht erwartet.
Der Drummer ist auf dem Zwölf-Tracker auch für den Gesang verantwortlich und genau daran werden sich vermutlich die Geister scheiden. Zwar variiert Van seine Stimme bei den einzelnen Tracks häufig und probiert einige Sachen aus, jedoch konnte mich keine seiner Stimmlagen anfangs voll und ganz überzeugen. Auch Gastsänger Jim Colson, der bei "Golgotha On My Mind", "Gehenna", und "Hangfire" mit von der Partie ist, glänzt nicht wirklich.
Musikalisch geht das Duo ausgesprochen vielschichtig zu Werke und verlangt dem Hörer einiges an Geduld ab. Wenn man sich aber eingehender mit dem Album beschäftigt, stellt man fest, dass Van und Christ ein kleines aber feines Gesamtkunstwerk aus Musik, Bildern und Texten geschaffen haben, welches jeder aufgeschlossene Metal-Fan zumindest mal gehört haben sollte. Die Musik ist genauso wirr, strukturiert, futuristisch und gleichzeitig archaisch, religiös und atheistisch wie das Cover und die Titel. Als Vergleich fällt mir dabei höchstens eine schräge Form von Voivod ein, was es mit Sicherheit nicht leichter machen wird, ein Album wie dieses einem Label schmackhaft zu machen.
Neben den bereits erwähnten Black Metal-Einflüssen, stehen dann Tracks wie "Gehenna" welches mit dem stark pathetischem Gesang von Van und der Snare eher an einen Trauermarsch denn an irgendwas anderes erinnert. "Hangfire" und "The Killers" sind dann zwei astreine Groover, die auch jeder New York Hardcore Band gut zu Gesicht stünden. Eine Spur zuviel nötigen sie mir aber mit "Rave Song" ab, das ist dann doch 'ne Spur zu noisig. Für ziemliches Kopfweh sorgt auch "Beautiful Suicide".
So schief und falsch, wie die Kerle da im Chorus grölen, kann einen das beinahe wirklich in den Selbstmord treiben. Mit dem abschließenden, sehr abgefahrenen "Dr. Death" machen sie den Patzer aber wieder wett und rechtfertigen somit auch den nächsten Durchlauf. Wer das Teil ordern will, wird wohl nicht drumrum kommen, sich 'nen Import zu leisten. Auf der Homepage kann man sich aber mal ein paar Soundfiles reinziehen und prüfen, ob sich die Investition lohnt.
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