laut.de-Kritik
Jeder Kunst ihre genialen Spinner.
Review von Alexander EngelenWer zufällig weiß, welche Substanzen Madlib dazu gebracht haben, dieses Album aufzunehmen, der soll sich bitte melden. Denn erstens wirkt das Zeug offenbar besser als jedes bekannte Dopingpräparat (immerhin veröffentlicht kein Anderer in einer höheren Frequenz), und zweitens würde ich gerne dieses durchgeknallte Meisterwerk verstehen. Quasimoto ist zwar kein unbekanntes Alter Ego des Beatconducters, aber so komplex und so weltfremd klang die Heliumstimme nicht einmal bei seiner letzten Veröffentlichung "The Unseen" aus dem Jahr 2000.
Wer hierfür eine nähere Erklärung benötigt, dem sei gesagt: Madlib bastelt Beats, denen er vorwiegend mit abgefahrenen Samples noch viel abgefahrenere Persönlichkeiten gibt. Und weil der Frankenstein des Underground-Raps seine Stimme nicht mag, pitcht er sie einfach hoch, schlüpft in die Haut von Quasimoto und rappt sich mit einem Hochfrequenz-Organ durch seine ganze eigene Welt.
Natürlich läuft dieses Geschehen weitab von den herkömmlichen Hip Hop-Dogmen ab - zur G-Unit stößt Lord Quas in absehbarer Zeit sicher nicht. Doch was sagt der schöne Spruch, den schon Gustav Klimt für sich beanspruchte? "Der Zeit ihre Kunst. Der Kunst ihre Freiheit." Und jeder Kunst ihre genialen Spinner.
Wer sich auf die Hirngespinste von Quasimoto einlassen will, sollte sich aber der Nebenwirkungen bewusst sein. Nach etlichen Veröffentlichungen, die Madlib in den letzten Jahren abgeliefert hat - "Madvillainy", "Jaylib", "Blunted In The Bomb Shelter", Yesterdays New Quintet, das Blue Note-Projekt - erblicken hier die abgefahrensten Instrumentals das Licht der Rapwelt, die Quasimoto um ein sehr weites Feld erweitert. Auf knapp 70 Minuten tummeln sich schräge Töne, spröde Beats, dreckige Samples, dazu alles, was die Schattenwelt der Akustik sonst noch so zu bieten hat; das alles verdichtet sich zu einem Meisterwerk des Wahnsinns.
Inhaltlich geht es nicht weniger unordentlich zu. Lord Quas sinniert mal über Rauschmittel, mal über die Frauen, um dann mir nichts dir nichts seine Rapeinflüsse in die Runde zu werfen. Vielleicht hat "Life Is ..." sogar etwas Philosophisches. Ehrlich gesagt, ich habe keine Ahnung. Diese Beats haben meinen Kopf schon so weichgespült, dass ich weder oben von unten noch Bewusstsein von Hypnose unterscheiden kann. Eins macht mir aber jedes weitere Stück klar: Madlib ist einer der innovativsten Köpfe, die der gesamte Musikzirkus zu bieten hat.
2 Kommentare
Review geht klar, trotzdem ist es mühsam das ganze Album auf einmal zu hören.
"The Unseen" fand ich persönlich besser...