laut.de-Kritik
Stevie Wonder und andere Größen neben der Hip Hop-Queen.
Review von Dani Fromm"Erstaunlich, dass die so etwas überhaupt kann", ereiferte sich jüngst mein Gegenüber, als die Rede zufällig auf Queen Latifahs aktuelles Album kam. "Erstaunlich, dass das noch jemanden erstaunt", wunderte ich mich gepflegt zurück. Mit "Trav'lin' Light" unternimmt die Hip Hop-Pionierin schließlich keineswegs den ersten Ausflug in Jazz-, Soul- und Blues-Gefilde.
Außerdem: Wer seine musikalische Leistung mit einem Grammy, seine TV-Laufbahn mit einem Emmy und seine Kino-Karriere mit einer Oscar-Nominierung schmückt, hat seine Vielseitigkeit nun wirklich unter Beweis gestellt. Mich erstaunt hier gar nichts: Queen Latifah kann alles.
Mit "Trav'lin' Light" wagt sie sich, wie auf ihrem "The Dana Owens Album" von 2004, an traditionsreiches Material. Ein heikles Unterfangen: So mancher schnitt im direkten Vergleich mit über jeden Zweifel erhabenen Vorgängern recht erbärmlich ab. Nicht so Queen Latifah: Mit wunderbar warmer, klarer, präsenter und doch unaufdringlicher Stimme liefert sie eine durchgehend fesselnde Performance. Sie modernisiert, ohne dabei den Charme der Klassiker zu ramponieren.
Bei allem Respekt vor der Ehrwürdigkeit der Vorlagen versieht Latifah den einen oder anderen Song doch mit einem hörbaren Augenzwinkern. Phoebe Snows "Poetry Man" liefert zu zarter Akustikgitarre, Piano und sparsam dosierten Streichern einen überaus angenehmen Einstieg. "I Want A Little Sugar In My Bowl" gerät zu einem Hochgenuss, der sich neben der Interpretation der großartigen Nina Simone kein bisschen verstecken muss. Unaufgeregt bewegt sich Queen Latifah durch ihr Repertoire, behält ihre Bodenhaftung und trifft, egal, ob es gerade beschwingt oder gefühlvoll zur Sache geht, stets den richtigen Ton.
Arrangements von Jerry Hey oder John Clayton, Routiniers ihres Fachs, schaffen den passenden Rahmen für eine ebenso beeindruckende wie sympathische Sängerin. Auch hier setzt man auf Variationsbreite: Leise, verhaltenen instrumentierte Songs wie "Georgia Rose", die sanfte Blues-Nummer "Don't Cry Baby" oder der Titeltrack, in dem die Stimme im Mittelpunkt steht, verleiten zu Gedankenspaziergängen.
Daneben bietet Queen Latifah Revue-taugliche Kracher wie "I Love Being There With You" oder "I'm Gonna Love You Till I Die", bei denen sich vor dem inneren Auge ganz ungefragt üppige Bilder von glitzernden Abendroben und schmucken Smokings entfalten. Oder darf's ein wenig Bossa Nova sein? Die Gitarre in "Quiet Nights Of Quiet Satrs" zupft virtuos Oscar Castro-Neves.
Überhaupt, die Musiker! Wenn sich Joe Sample und George Duke an Keyboards, Piano und Rhodes einfinden, wenn Christian Mc Bride den Bass beherrscht und die Mundharmonika-Parts in "Quiet Nights" und "Georgia Rose" zum einen von Toots Thielemans, zum anderen von Stevie Wonder beigesteuert werden, was, bitteschön, soll dann schon schief gehen?
Gegen Ende regiert nach allem Jazz und Blues noch einmal der Soul. Smokey Robinsons "What Love Has Joined Together" erscheint urplötzlich kein bisschen verstaubt, "How Long" dafür um so funkier. Mit "I Know Where I've Been" aus dem Musical "Hairspray" bereitet sich Queen Latifah schließlich ein wahrhaft großes Finale. Auch fast zwei Jahrzehnte nach ihrem Debüt scheint dessen Titel angemessen wie eh und je: "All Hail The Queen".
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die lebt auch noch?