laut.de-Kritik
Zum runden Jubiläum zeigen die Ruhrpott-Metaller Zähne.
Review von Yan TemminghoffHappy Biersday, Rage! "Afterlifelines" läutet das vierzigjährige Jubiläum der Ruhrpott-Metal-Institution ein. Bandurgestein Peavy Wagner schneidet sich zum ersten Mal in der Bandvita ein Doppelalbum aus den Rippen. "Afterlife" donnert thrashig und kompakt aus den Boxen. In "Lifelines" untermalt das Lingua Mortis Orchestra mit reichlich Dramatik das Geschehen. Somit fangen Rage die Quintessenz ihres Schaffens ein: Alles in allem eine runde Sache.
Kulminationspunkt des eineinhalb-stündigen Geschehens ist das zehn minütige "Lifelines", das Klassik, Melodie und die exzellente Gitarrenarbeit verzahnt. Episch angelegt, variieren Rage als gekonnte Komponisten den Refrain in vielschichtiger Manier; mal im Midtempo den Himmel durchstoßend und mal in thrashiger Aggressivität wie zum Finale furioso.
Der in Trio-Besetzung eingetrümmerte erste Rundling - der noch auf "Resurrection Day" mitklampfende Stefan Weber befindet sich in einer Auszeit - bildet die harte Kante der Herner Urgesteine ab. Gitarrist Jean Bormann könnte mit knapp über dreißig Jahren der Sohn von Bandchef Peavy Wagner sein und bringt einige exquisite extreme Schlenker in das von Präparator Wagner gepflegte Soundkorsett mit ein, so dass die volle Fahrt stets frischen Wind erhält.
"Dead Mans Eyes" galoppiert in Destruction-Manier aus den Boxen. Wagner shoutet durch die Strophen und packt im Refrain eine seiner unverkennbaren Hooks aus, bei dessen Intonation man förmlich das Gaumenzäpfchen zappeln sieht. Drummer Vassilos Maniatopoulos spielt so wie er heißt - halsbrecherisch und technisch kontrolliert. Rage zeigen Zähne, wie der Eisenheinrich alias Soundchaser auf dem Cover.
Der Vollgas-Formel entledigen sich Rage auf CD Nr. 2. Dynamische Abstufungen, die klassische Begleitung und balladeske Ausflüge bringen die Vielfalt und Variabilität des Bandkosmos zum schillern. Die Orchestrierung illustriert die Songs und dient nicht nur der stumpfen Riff-Dopplung. Als Anspieltipp für diese Annahme dient "Curse The Night".
Natürlich deckt die Band zum Jubiläum bewusst ein breites Spektrum ab. Das einende Band der beiden Platten stellen die Qualität in Sachen Songwriting und Sound dar. "Afterlifelines" ist ein starkes Zwischenfazit einer Formation, die noch lange nicht genug hat.
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