laut.de-Kritik
Der Geist J Dillas schwebt über den Wassern.
Review von Dani FrommDiese Herren wissen, wie man feuchte Kopfnickerträume induziert: 2009 bereits ließen Black Milk und Guilty Simpson verlauten, sie planten eine Kollaboration mit Heltah Skeltah-Schwergewicht Sean Price. Als erstes gemeinsames Lebenszeichen rotzten sie "Monster Babies" in die Welt - und das wars dann, für ziemlich lange Zeit. Dass dem Projekt Random Axe wirklich noch Hände und Füße wachsen sollten, glaubte nach Monaten des Darbens im Grunde niemand mehr.
Ausgiebiges Brüten beförderte schließlich doch noch eine gemeinschaftlich aufgenommene Platte derer zutage, die sich ihren Untergrund-Ruhm jeder für sich redlich erworben haben. Es kann ja eigentlich nix schief gehen, wenn ein Jünger Jay Dees, dessen erklärter Lieblings-MC und Jesus Price Supastar mit vereinten Kräften zuschlagen.
So läuft es dann auch: Am Anfang war "Zoo Drugs", und der Geist J Dillas schwebt über den Wassern. Black Milk soll im Verlauf des Albums zwar ein paar Mal zum Mirkofon greifen, igelt sich aber über weite Strecken in seiner Rolle als Produzent ein. Kunstvoll konstruiert er seine Beats, benötigt zum Aufspannen unvergleichlich fesselnder Atmosphären oft nur wenige Elemente. Wie so häufig, so gilt auch hier: Weniger ist mehr. Black Milk loopt hier etliche Klaviernoten, streut da ein paar Elektro-Effekte ein. Das reicht schon.
Sein Lieblings-Spielzeug: der Kontrast. Möglichst gegensätzliche Klänge zu einem in sich stimmigen Beat zu legieren, das scheint die Herausforderung darzustellen, die Black Milk sucht. Er steckt Orgeltöne in ein dunkel waberndes Bett ("Black Ops"). Unter fluffigen Melodien grummelt ein knarzender Bass. Flirrende Sounds verbinden sich mit drückendem Bass ("Chewbacca").
"The Hex" fährt Gitarre und blecherne Drums auf. Überhaupt, die Drums! Staubtrocken verleihen sie den Tracks Rückgrat. Obwohl an vielen Stellen die letzte Konsequenz, die richtige Wucht fehlt, beeindrucken Black Milks Produktionen bei aller Schlichtheit mit durchdachten, findigen Arrangements.
Schade bloß, dass die Instrumentals zu den derben Zeilen, die Guilty Simpson und den noch derberen, die Sean P beisteuert, einfach nicht so recht passen wollen. "You can't mess with the bomb shit / Me, Guilty and Black is agressive content", verheißt Sean Price in "Random Call". "No love letter rhymes and raps about chicks. Just a whole lotta druggin' and thuggin'. That's it."
Kompromisslos lösen die beiden Rapper, meist zusammen, aber auch je einmal im Alleingang, dieses Versprechen ein. Hie und da integrieren sie Gäste in ihre Reihen - was besonders gut in "Another One" funktioniert, wenn Goon Squad-Recke Trick Trick antritt und zudem Rock, die andere Hälfte, Heltah Skeltah komplettiert. Die fast zwangsläufige Erkenntnis: "Brooklyn, Detroit, same shit. They're both rock city." Amen.
Allein die Kluft zwischen der Härte der Raps und den so wenig ingrimmigen, dafür aber gewieft ausgeklügelten Beats verhindert, dass "Random Axe" nachhaltig brennt. Straßendealer könnte die musikalische, Kunsthochschüler die inhaltliche Seite irritieren. Beide Parteien würden etwas verpassen, ließen sie den Erstschlag eines vielleicht etwas sperrigen Triumvirats deswegen links liegen.
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