laut.de-Kritik
Konsequente Wiederbelebung des Neo-Souls in 14 Stücken.
Review von Alexander EngelenRaphael Saadiq hat schon den einen oder anderen Grammy im Regal stehen. Wieso ihn trotzdem keine Sau kennt? Keine Ahnung! Eine Schande ist es allemal, denn der 38-Jährige landet auch mit seinem zweiten Solo-Album einen Coup. "As Ray Ray" bietet klassischen Neo-Soul mit den Komponenten R'n'B, Soul, Funk und Hip Hop.
Im Booklet beklagt er zwar das Ableben des Neo Soul, belebt ihn aber konsequent in jedem der 14 Tracks in wieder. Die Bassline tänzelt wunderbar über bouncende Taktgerüste, bis schließlich Saadiqs Gesang sie immer wieder einfängt. Gut, mit der Wuchtbrumme eines D'Angelos kann er nicht aufwarten. Doch wer braucht so etwas, wenn sich das Organ des Multiinstrumentalisten wunderbar in das Gesamtgebilde aller Songs einbettet. Routine in der Komposition solcher Schätze hatte Mister Saadiq nach fast zwanzigjähriger Karriere schließlich genug.
Die perfekte Zusammenführung von Vergangenheit und Gegenwart vollzieht "Rifle Love", bei dem Saadiq sowohl mit Lucy Pearl Ex-Kollegin Dawn Robinson zusammen kommt, als auch ein Revival mit seinen Toni Tony Tone-Brüdern feiert. Ein ohne Frage geschichtsträchtiges Meeting. Waren Lucy Pearl doch eine der erfolgreicheren Vertreter der frühen Neo Soul-Bewegung und Toni Tony Tone praktisch innovative Vorreiter dieses Genres. Immerhin gilt das Trio als Mitbegründer des New Jack Swing, jener ersten Melange aus Soul und Hip Hop in den späten Achtzigern.
Ohne die Frechheit zu begehen, aus dem stimmigen Gesamtkonzept die Highlights zu sezieren, sei zusätzlich "Not A Game" genannt. Eine wunderbare Kollaboration zweier Größen der Black Music-Gemeinde. Ein beherrschender Clap, unterschwellige Bongos, der allgegenwärtige Bass, träumerische Streicher und die Stimmen von Babyface und Saadiq reichen aus, um ein Lehrstück in Sachen Soul zu schaffen.
Im Wohlfühlzentrum bleiben zusätzlich die Kollaborationen mit Newcomerin Teedra Moses hängen. Beide lassen, jeweils locker und gut komponiert, sowohl Kopf als auch Hintern nicken bzw. wackeln ("Chic", "I Want You"). "I Love Her" ist vielleicht gegen Ende ein wenig zu schmalzig geraten und somit ein Tiefpunkt des Albums. Doch selbst dieser Track ist weit entfernt vom täglichen Radio-Einheitsbrei.
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