laut.de-Kritik
Das soll klassischer Ami-Rap-Shit sein?
Review von Alexander EngelenSehr geehrter Herr Raptile,
das hier ist also klassischer Ami-Rap-Shit? Ich muss leider sagen, dass Sie den Bogen ein wenig überspannen. Denn Ihr Album kann sich trotz der einen oder anderen positiven Überraschung nicht gegen die Vertreter ihrer Interpretation des Rap-Genres aus Übersee behaupten. Natürlich kann man sich beeindruckt davon zeigen, dass Sie so große Namen, wie Redman, Wayne Wonder, Xzibit, Rah Digga, Necro und einige mehr auf Ihrer Platte haben, doch wie heißt es doch so herrlich abgedroschen im Sprichwort: Qualität statt Quantität.
Sie sollten Ihre Zeit eher damit verbringen, an Ihren Texten zu feilen, als sich auf die zeitraubende Suche nach den amerikanischen Superstars zu begeben, die die Albumverkäufe in die Höhe ziehen. Außerdem müsste auch Ihnen klar sein, dass ein Redman oder andere VIPs ihr erstklassiges Material nicht ohne weiteres einem, pardon, daher gelaufenen Germanen zur Verfügung stellen. Nur um mit Redman über seine (!) Vorliebe für gewichtige Frauen zu reden, muss man sein Konto und das des Major-Labels nicht unnötig belasten.
Irgendwie hab ich sowieso das dumpfe Gefühl, dass für Sie die Verkaufszahlen oberste Priorität genießen. Neben der musikalischen Richtung sprechen sie das ja auch zur Genüge in Ihren Texten an. Ach ja, und nachdem auf Ihrem letzten Album, nach eigener Aussage, zu viel deutschsprachiger Rap vorhanden war, um etwa auf dem kanadischen Musikmarkt Fuß zu fassen, haben Sie bei "Classic Material" Ihre Muttersprache gleich ganz fallen gelassen. Wenn sich das bei den potentiellen Käufern hierzulande nicht mal schnell als Schuss in den Ofen herausstellt.
Eine weitere Sache, die auffällt: Der Synthesizer ist definitiv ein Gerät, das bezaubernde Instrumentals schafft, das beweist "Make Y'All Bounce" zur Genüge. Beizeiten können die Synthies aber doch etwas langweilig werden, besonders nach Einsatz Nummer zehn. Gut, ein Soul-Sample in Kanye West-Manier ist eine Abwechslung. Bei derartiger Farblosigkeit ("Fallin' From Heaven") bleibt jedoch nicht viel hängen. Und Ihre Kollaboration mit Venus Malone ist auf jeden Fall ruhig, gelassen und schön. Mehr aber auch nicht.
In Ihren ganzen Bemühungen bleiben Sie schlicht und ergreifend an einem bestimmten Punkt stehen. Das gilt für Ihre Raps, denen es, wie bei so vielen nicht-englischsprachigen Künstlern, einfach an zu viel fehlt. Die Texte sind limitiert, die Sound-Palette vertrüge mehr Farben als nur Synthie und Beat.
Trotzdem möchte ich Ihnen nicht ans breithosige Bein pinkeln, da zu solch einem Album auch eine gehörige Portion Mut gehört. Ich jedenfalls warte auf Album Nummer drei, mit weniger großen Namen und mehr Qualität vom wahrscheinlich besten englischsprachigen Rapper Deutschlands.
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