laut.de-Kritik
The Game und Bombast-Beats im Gepäck.
Review von Dani FrommRaptile-Fans, die sich die Anschaffung des im September erschienenen Albums "Mozez" verkniffen haben, stehen mittlerweile vor der Qual der Wahl: Passt ein rotes oder ein schwarzes Cover-Artwork besser zur Einrichtung? Musikalisch unterscheiden sich Originalausgabe und "Black Edition" nicht.
Letztere wurde lediglich mit einigen Gimmicks aufgepeppt. Im erweiterten Lieferumfang sind Wallpapers, zwei Videos und ein Making-Of zum Album enthalten. Zwei Remixe, die tatsächlich als "neue Tracks" angepriesen werden, komplettieren das schwarze Paket.
Mit "Fight Back" landete Raptile nicht ohne Grund einen Hit. Mächtig und breitflächig rollt die Eröffnungsnummer an, Ruff Ryders' Mr. Divine leistet ganze Arbeit. "We all soldiers, never give up." Zu diesem Zeitpunkt bin ich gewillt, zu denken: Och, ja. Schade, schade nur, dass man mit "Fight Back" weitgehend abgehakt hat, was "Mozez" zu bieten hat. Der Sound bleibt, mit wenigen Ausnahmen derselbe: Bombastisch angelegte Beats drohen mit einer gehörigen Portion Düsternis.
Wer auf Vielseitigkeit aus ist, der schaut gediegen in die Röhre. Besonders Mercury setzt auf die altbewährte Kombination von Synthies und Streichern. In "Da Symphony" und "Givin' Up Is Hard 2 To" drängen sich mir unangenehme Classic-goes-Pop-Assoziationen auf.
The Game und Beloved liefern in "Get Outta My Face" Feature-Parts ab. Während letzterer einen ganz schön erschöpften Eindruck hinterlässt, kommt The Game bestens aus den Startlöchern. Neben ihm scheint Raptile fast eine Spur zu nett für die böse Gangster-Kulisse. Stimmlich ist er in "Da Symphony" oder - noch treffender - in "My Girl" wesentlich mehr daheim.
Aber nein: Statt Schmachtfetzen zu interpretieren, möchte Raptile lieber vom harten Leben im "Barrio" erzählen. DJ Polique bekommt hierfür zu stampfenden dumpfen Bässen allerdings nur einen ziemlich mageren musikalischen Unterbau hin.
"My Girl", Raptiles Liebeserklärung an "die Eine", bleibt sein einziger Ausrutscher ins Gefühlvolle. Ansonsten bedient er die gängigen Klischees: Frauen mögen sich doch bitte nett anziehen, nett bewegen ("Body Language") und sich dann, nach einem der primitivsten Abschleppszenarien, dem ich seit Jahren lauschen musste, zu einem bequemen, unkomplizierten One-Night-Stand einpacken lassen ("Smack Dat Bitch"). Lalalala? Eher Blabla. Solcherlei höre ich mir dann doch lieber inhaltlich oder technisch um Welten gewitzter bei den Ying Yang Twins oder beim guten alten Sir Mix-A-Lot an, da macht die Sache wenigstens Spaß.
Bei Raptile handelt es sich zudem nicht gerade um den König der vertrackten Reime. Die Strukturen seiner Lyrics erweisen sich als ausgesprochen übersichtlich und entstammen der Kampfklasse "You might be poor, you might be rich / You can't change the fact: Life's a bitch". Zu Gute halten muss man Raptile allerdings, dass er durchaus anschauliche Vergleiche an den Start bringt: Unter "my pain is gone like Jacko's skin tone" kann sich zur Abwechslung wirklich mal jeder etwas vorstellen. "I trust u like true hip hop music" nehme ich in die Liste meiner Lieblingskomplimente auf.
Als erfreulichste Erscheinung auf der "Black Edition" verbuche ich Lioness, die (neben Cronite) besonders in den Remixen zum Zug kommt. Endlich mal eine Dame am Mikrofon, die sich nicht in eine süßliche R'n'B-Ecke abdrängen lässt und deren Beitrag nicht auf seelenvolle Hooklines reduziert wird. Für letzteres sorgt statt dessen Keon Bryce, der "Get Outta My Face" und "My Girl" mit Gesang bereichert.
Habe ich bereits erwähnt, dass die überwiegende Zahl der Tracks vollkommen identisch klingt? Nicht einmal die Remix-Versionen von "Barrio" und "Da Symphony" fallen aus dem von "Fight Back" vorgegebenen Rahmen. "Mozez" lässt mich, insgesamt gesehen, unfassbar gelangweilt zurück. Die einzige Reaktion, zu der ich nach dem dritten Durchgang noch fähig bin, ist ein gequältes "Oh, nein!", sollte ich noch ein einziges Mal Raptiles überspannt betonten "Monstablokaz!"-Schlachtruf hören müssen. Danke, Junge: Einmal genügt.
1 Kommentar
Raptile ist einer der Geheimsten Künstler in der Geschichte der Evolution