laut.de-Kritik
Aus seinem Werk lässt sich keine schlechte Rückschau basteln.
Review von Sven KabelitzWie man einen tollen Sampler zusammenstellt, haben Rhino im November letzten Jahres mit Donny Hathaways "Never My Love: The Anthology" gezeigt. Liebe zur Musik und zum Künstler trafen auf eine hochwertige Aufmachung. Bei den darauf folgenden Kompilationen von Aretha Franklin ("The Queen Of Soul") und Otis Redding ("The King Of Soul") blieb nur die Liebe zur Kunst übrig. Optisch stürzte man von der geliebten Sammler-Edition kopfüber in den hässlichen Media Markt-Grabbeltisch.
Der Rückblick auf das Schaffen von Ray Charles mit "King Of Cool - The Genius Of Ray Charles" kommt zumindest ohne Augenkrämpfe aus, bietet aber auch nicht mehr als ein schnödes Beiheft. Musikalisch bleiben die insgesamt 73 Stücke über jeden Zweifel erhaben. Man müsste aber auch schon viel falsch machen, um aus dem Werk Ray Charles' eine schlechte Retrospektive zu basteln.
Auf "King Of Cool - The Genius Of Ray Charles" liegt das Hauptaugenmerk auf der Zeit, die Charles zu der Musiklegende machte, die er auch noch zehn Jahre nach seinem Tod ist. Umfangreich beschäftigen sich die drei CDs mit seinen Jahren bei Atlantic-Records (1952-1959) und schneiden seine Zeit bei ABC-Records und dem eigenen Tangerine-Label an. Seine so wichtige Country-Phase, die mit "Modern Sounds In Country And Western Music" startete, blendet der Sampler jedoch bereits aus.
Innerhalb weniger Jahre reihte Charles eine Glanzleistung an die nächste und reizte zwischen Soul, Rhythm And Blues, Boogie Woogie, Rock'n'Roll und Jazz sein Talent bis zum Optimum aus. Nach den frühen Highlights "The Midnight Hour" und "Mess Around" folgen mit "I've Got A Woman" und "What I'd Say" schnell die ersten großen Charterfolge. Mit seinen Interpretationen von "Hit The Road Jack" und "Georgia On My Mind" machte sich Charles endgültig unsterblich.
Trotzdem bietet "King Of Cool - The Genius Of Ray Charles" noch genug Platz um mit "I Had A Dream", dem von Quincy Jones geschriebenen "The Ray" und der ein oder anderen Live-Version einen Blick auf das Werk abseits der ganz großen Hits zu ergattern. Über all dem thront das brillante mit Milt Jackson aufgenommene Jazz-Stück "Bag's Guitar Blues" vom gemeinsamen Longplayer "Soul Brothers".
Naturgemäß kann eine solche Reminiszenz den Künstler höchstens im Ansatz gerecht werden. Bis zu seinem Tode prägte der zur Zeit der Rassentrennung aufgewachsene Ray Charles als Sänger, Songwriter und Pianist die Musiklandschaft. Rhino bietet mit "King Of Cool - The Genius Of Ray Charles" eine sehr gute Möglichkeit, sich dem Künstler zu nähern, und hat auch für die Fortgeschrittenen ein paar Perlen versteckt.
2 Kommentare
...wie wäre es mal mit einem Ray Charles Meilenstein?
Ja ich finde auch das Ray Charles einen Meilenstein verdient hätte.