laut.de-Kritik
Gigolo in seiner Lieblingsrolle.
Review von Daniel StraubWenn es eine Rolle gibt, die dem blondhaarigen Briten wie auf den Leib geschrieben ist, dann die des feinen Gentlemans, des großen Herzensbrechers, des unwiderstehlichen Charmeurs. So gefällt sich Rod Stewart auch kurz vor seinem 60. Geburtstag immer noch am besten. Und was würde die Herzen der Frauen schneller zum Schmelzen bringen, als ein paar klassische Lovesongs, intoniert mit Stewarts auf so sanfte Art kratzender Stimme.
Neues Songmaterial des Gigolos sucht man auf "Stardust...The Great American Songbook III" allerdings vergeblich. Das letzte Album liegt drei Jahre zurück. Seither betätigt sich Rod Stewart als Historiker in Sachen Musik. Wie schon auf den beiden Vorläufern "If I Had To Be You ... The Great American Songbook" und "As Time Goes By ... The Great American Songbook II" nimmt sich Stewart auch im dritten Teil seiner American Songbook-Reihe klassischer Melodien aus der ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts an.
Mit George Gershwin steht dieses Mal zweifellos einer der größten amerikanischen Komponisten im Fokus von Stewarts Interesse. Klar, dass ein Komponist vom Kaliber eines George Gershwin auch in Punkto Besetzung nach Superlativen verlangt. Und so hat Rod Stewart mit Eric Clapton, Stevie Wonder, Bette Midler und Dolly Parton gleich vier hochkarätige Künstler zur Unterstützung ins Studio geholt.
Während sich Clapton an der Gitarre festhält, bei "Blue Moon" Rod Stewart die Gesangsshow überlässt, und auch Stevie Wonder lediglich als Harmonika-Spieler dezent in Erscheinung tritt, hat das weibliche Geschlecht beim stets gutgekleideten Frauenverführer naturgemäß ein leichteres Spiel. Und so dürfen Country-Ikone Dolly Parton und die Broadway Schauspielerin Bette Midler mit Rod Stewart auf Augenhöhe ins Mikrofon singen.
14 Songs lang schmalzt sich Stewart untermalt von leichter Bar-Piano-Musik durch den dritten Teil seines American Songbook, ganz so als müsste er sich selbst beweisen, dass er auch mit 60 noch absolut unwiderstehlich ist. Im Booklet werden die Gigolo-Phantasien des Engländers weiter ausgeführt, für alle, denen die Platte noch nicht genug zugesetzt hat.
Wie man als Gigolo auf unpeinliche Weise altern kann, zeigt uns Louie Austen. Ein bisschen von dessen Unterstatement würde auch Rod Stewart gut zu Gesicht stehen. Aber für derartige Neuorientierungen ist es wohl längst zu spät.
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