laut.de-Kritik
Techno zwischen Geschichte und Zukunft.
Review von Daniel Straub"La Forza Del Destino" ist der erste Longplayer von Roman Flügels Projekt Soylent Green. Seit 1995 ist die eine Hälfte von Alter Ego immer mal wieder in sein Soylent Green-Alias geschlüpft. Über die Jahre sind so zahlreiche Maxi-Veröffentlichungen entstanden und vermitteln den Eindruck eines äußerst lebendigen Nebenprojektes. Auf das Debütalbum haben es insgesamt elf Tracks geschafft, die den Klangraum zwischen Techno-Geschichte und Techno-Zukunft ausmessen.
Techno-Geschichte sind im Falle von Soylent Green die housigen Grooves, die Mitte der 80er Jahre aus Chicago nach Europa kommen und dort eine musikalische Revolution ohnegleichen auslösen. An den rauen Charme der frühen Produktionen lehnt sich "La Forza Des Destino" mit seinem bewusst einfach gehaltenen Klangbild an. Roman Flügel setzt bei seinen Tracks auf die überzeugende Kraft der Sounds.
Gleich der Opener "Jet Set" entwickelt sein Profil aus einigen charakteristischen Spuren heraus. Wo andere sich in üppiger Detailverliebtheit ergehen, setzt Flügel konsequent auf schlichte Arangements. "Cold Showers" beispielsweise ist nur um einen Loop herum konstruiert. Reduzierte Repetition, die sich als eine der großen Konstanten bei der Produktion von elektronischer Musik herausgestellt hat, bringt Flügel hier schön auf den Punkt.
In seiner kühlen Funktionalität führt der Track auch vor Augen, warum die Produktionen aus Detroit wegweisend für ein ganzes Genre waren. Gleichwohl versteht sich Flügel unter seinem Soylent Green-Pseudonym auch auf luftig-leichte Sounds, wie "After All" verdeutlicht. Dubbig und relaxt entfaltet sich der Song zu einer feinen Nummer für die Afterhour. Die zurückhaltende Handschrift von Flügel ist aber auch hier unverkennbar.
Mit "Humpty Acid" lässt er gegen Ende seinen Maschinenpark dann noch nach allen Regeln der Kunst knarzen und surren. "Not To Be Named" setzt den Schlußpunkt unter das erste Album von Soylent Green. Ein Longplayer, der ohne viele Effekte und akribische Details auskommt und genau deshalb ein Stück Techno-Zukunft beschreiben könnte.
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