laut.de-Kritik

Die schönen und hässlichen Momente im Leben des Rolling Stones-Gitarristen.

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Ron Wood teilt sein Schicksal mit Brian Johnson, der 1980 bei AC/DC Bon Scott ersetzte. 40 Jahre ist das nun her, und doch bleibt Johnson nach wie vor der 'neue' Sänger. Ronnie Wood ist sogar noch länger bei den Rolling Stones dabei, seit 1975, dennoch ist er immer noch der 'neue Gitarrist', der den Platz des 1969 verstorbenen Brian Jones und seines Interimsnachfolgers Mick Taylor eingenommen hat.

Dennoch: 45 Jahre bei den Rolling Stones ist etwas, worauf man stolz sein darf, auch wenn die besten Stücke vor seiner Zeit entstanden sind, hat er deren Exzesse in den 70ern bis Anfang der 80er überlebt. Oder, wie er selbst meint: in vollen Zügen genossen.

Dass er neben den Gründungsmitgliedern Mick Jagger, Charlie Watts und vor allem dem kongenialen Gitarrenpartner Keith Richards immer noch auf der Bühne steht, ist ein medizinisches Wunder, dessen Hintergründe diese gelungene Dokumentation beleuchtet. Regie führte Mike Higgis, der vor allem für seinen Oscar-prämierten Indiestreifen "Leaving Las Vegas" mit Nicholas Cage und Elisabeth Shue bekannt ist. Neben Wood kommen auch seine Stones-Kollegen und weitere Weggefährten wie Rod Stewart und Imelda May zu Wort.

Eine Karriere voller großer Namen, zu denen sich auch der kontroverse wie enorm erfolgreiche visuelle Künstler Damien Hirst gesellt. Zu den gelungensten Momenten des Films gehört Woods Besuch in Hirsts Studio. Sie hätten sich in den 1990er-Jahren immer wieder auf feucht fröhlichen Partys getroffen. Nachdem er selbst trocken geworden sei, habe er Woods zu einem Entzug überredet, so Hirst. Zwar habe der Musiker Rückfälle erlitten, doch die Freundschaft sei geblieben. "Er ist ein besserer Maler als ich", behauptet Hirst - was aus seinem Mund einem Ritterschlag gleichkommt. Tatsächlich hat Woods auch immer gemalt, seine Werke waren in zahlreichen Ausstellungen zu sehen. Auch im Film greift er immer mal wieder zum Pinsel.

Eine andere Überraschung ist ein gemeinsames Interview mit Pete Grant und Malcolm McLaren, das Regisseur Higgis in den 1980er Jahren führte. Der erste war Led Zeppelins berüchtigter Manager, der zweite die zündende Kraft hinter den Sex Pistols. Zwei zwielichtige Figuren, die zeigen sollen, wie sehr die damalige Musikindustrie von Kleinganoven geprägt war.

Überhaupt gelingt es Higgis, die Geschichte weniger als Beweihräucherung denn als Porträt eines Menschen zu inszenieren, der zwar immer gut gelaunt in den Tag lebt, dennoch hässliche Momente erlebte. Seine Drogen- und Alkoholsucht verharmlost Woods nicht. Es habe viele schöne Momente gegeben, auch sei die Musik, die er mit den Faces und zu Beginn seiner Zeit mit den Rolling Stones eng mit Drogen verknüpft, zeitweise habe er die Kontrolle verloren. Schließlich habe er sich selbst nicht mehr gemocht und einen letzten erfolgreichen Versuch gestartet, von allen Suchtmitteln loszukommen. Ein täglicher Kampf, wie auch seine dritte Frau Sally bestätigt.

"Ich mag manche Dinge zu sehr", fasst Woods seine Persönlichkeit zusammen. "Manche sind harmlos, wie die Musik, andere verheerend, wie Alkohol und Drogen". Während der Aufnahmen scheint er gut beisammen gewesen zu sein und spielt nebenbei Gitarre, Mundharmonika und Lap-Steel. "Ich würde alles nochmal genauso machen. Vielleicht mit etwas offeneren Augen", so Woods Fazit.

Trackliste

  1. 1. Somebody Up There Likes Me

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