laut.de-Kritik

Discokugel und Dampfhammer.

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Es ist das Jahr 2019 und Royal Blood-Frontmann Mike Kerr leert in Las Vegas seinen letzten Espresso Martini. Nach dem kometenhaften Aufstieg seiner Band hat der Sänger mit Alkohol- und Drogenproblemen zu kämpfen. An diesem Tag vor zwei Jahren fällt laut eigener Aussage endlich der Entschluss, den Substanzen zu entsagen und das eigene Leben wieder zu ordnen.

Zwei Jahre später steht mit "Typhoons" ein Album in den Plattenläden, das überraschend anders und neuartig klingt. Disco ist angesagt. Inspirationen ziehen die beiden Musiker aus alten Disco und French House-Platten, allen voran Daft Punk, Justice oder Cassius.

"Typhoons" beginnt mit einem Donnerschlag: Mike Kerrs verzerrter Bass und Ben Thatchers Schlagzeug stampfen unisono voran. Musikalisch wird hier bereits der Grundstein gelegt für die kommenden Songs: neben den bekannten Bass-Riffs streuen die Briten einzelne Synthesizer-Melodien ein. In verschiedenen Interviews berichteten Royal Blood, dass "Troubles Coming" so etwas wie der musikalische Befreiungsschlag war: der Opener als erstes im Studio und gab die weitere Richtung vor.

Und obwohl Synthesizer, Vocoder ("Million And One") und weibliche Background-Sängerinnen ("Oblivion", "Typhoons", "Who Needs Friends") das Album prägen, sind sich Royal Blood im Kern treu geblieben. Klar im Vordergrund stehen immer noch die sägenden Riffs und polternden Drumbeats. Der Ausflug in andere Genres steht Royal Blood aber verdammt gut. Selten klang die Band frischer und hatte mehr Punch. Piano-Bridges wie bei "Who Needs Friends" oder Synthesizer-Pads schließen außerdem die Lücken, die bei manchen älteren Songs streckenweise vorhanden waren. Am Ende verfolgen die Engländer eben auch den Pfad, der bereits auf "How Did We Get So Dark" angelegt war: die Entwicklung geht ganz klar in Richtung größere Venues.

Songs wie "Million And One", "Limbo" oder "Boilermaker" haben ganz klar das Potenzial, ganze Stadien zum Tanzen zu bringen. Dass die beiden Briten mit Queens Of The Stone Age auf Tour waren lässt sich indes auch nicht überhören. "Either You Want It" oder auch "Boilermaker" erinnern deutlich an "Villains", das ja auch schon intensiv mit Synthesizern und einem poppigeren Ansatz liebäugelte. Bei "Boilermaker" ist die Homme’sche Signatur auch nicht weiter verwunderlich, weil das Queens-Oberhaupt höchstpersönlich die Single produzierte.

Absacker sucht man hier vergeblich. Gut, bei "Mad Visions" und "Hold On" scheinen die Akkus langsam verbraucht zu sein. Kein Wunder, bei dem Tempo und der Energie, die die beiden bis dahin geliefert haben. Am Ende steht dann noch etwas verloren die Pianoballade "All We Have Is Now", die einzige Verschnaufpause des Albums. Insgesamt lautet die Devise eben: Discokugel und Dampfhammer!

Trackliste

  1. 1. Trouble's Coming
  2. 2. Oblivion
  3. 3. Typhoons
  4. 4. Who Needs Friends
  5. 5. Million and One
  6. 6. Limbo
  7. 7. Either You Got It
  8. 8. Boilermaker
  9. 9. Mad Visions
  10. 10. Hold On
  11. 11. All We Have Is Now

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3 Kommentare mit 7 Antworten

  • Vor 3 Jahren

    2014 - Royal Blood, war eine Offenbarung, How Did We Get So Dark? - 2017 rundum enttäuschend, ob 2021 - Typhoons es besser macht? Laut Laut ja. Bis zum Titelsong bis jetzt gekommen...eingängiger und tanzbarer, das kann nur besser werden........

    • Vor 3 Jahren

      Vom zweiten Album ist bei mir auch wenig (eigentlich gar nichts) hängen geblieben, nach dem grandiosen Erstling auf jeden Fall eine Enttäuschung. Das hier geht aber ziemlich ab, wenn auch anders als das Debüt.

  • Vor 3 Jahren

    Die Disco-Entwicklung nimmt man den beiden glaubhaft ab, weil man die Band vom ersten Album immer noch wiedererkennt. Klingt sehr nach Daft Punk meets QotSA. Geil!

  • Vor 3 Jahren

    Wenn man der Historie glauben darf, dann kommen die Beiden doch auch aus der "Disco" Richtung, d.h. ich finde den Weg nachvollziehbar. Ich find es ein rundum recht gutes und interessantes Album, auch wenn ich das Erstlingswerk und einige der Songs vom zweiten Album noch fast lieber habe.