laut.de-Kritik
Doku über das Rap-Label.
Review von Philipp GässleinSchon im Vorfeld dieser Veröffentlichung gab es einige Unruhe: Die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien benötigte so lange zur Beurteilung dieser Royalbunker-Reportage, dass sich der VÖ-Termin um gut eineinhalb Monate verzögerte. Schließlich fanden die Jugendschützer den (weisen?) Ratschluss, einen Part von Battle-Gott Taktloss zu zensieren und den Rest ab sechzehn Jahren freizugeben.
Was Labelboss Staiger unter kommerziellen Gesichtspunkten wohl weniger schmecken dürfte, finden alle halbwegs Erwachsenen natürlich prima. Denn die vorliegende DVD belegt die Anfänge des Berliner Battlerapkultes authentisch, mit massenweise Videomaterial, und weitgehend ohne ein Blatt vor den Mund zu nehmen.
Interessante Interviews mit so ziemlich jedem Hip Hop-Artist, der in der Hauptstadt Rang und Namen hat, umrahmen die dokumentarische Erzählung. Der ganze M.O.R.-Haufen, A.i.d.S., Rhymin Simon, Ostberliner Gauner, FalK von Fett MTV sowie Staiger selbst äußern sich zum Stellenwert der streitbaren Plattenfirma.
Dreht sich anfangs noch alles um die Entstehung des Labels (angefangen mit Jams im Reggaecafé "Royal Bunker") und den Aufstieg mit Hilfe der massenweisen Verbreitung von Undergroundtapes, befasst sich die zweite Hälfte hauptsächlich mit dem früheren Zugpferd M.O.R. und ihrem Debüt-Klassiker "NLP".
Die durchaus informativen Gespräche mit den Künstlern wechseln sich immer wieder mit eingespielten Amateur-Videos von verschiedenen Veranstaltungen ab, anhand derer die Entwicklung vom Sonntags-Rapper zum Profiwortakrobat gut nachvollzogen werden kann. Und wenn man in dem harmlosen Jugendlichen auf der Bühne auf einmal Obergangster B-Tight von Aggro Berlin erkennt oder Valezka von L.O.V.E. einmal wirklich unbearbeitet singen hört, ertappt man sich doch öfters beim Grinsen. Ebenso witzig: Fuats Erklärung, warum Battle ein Teil von Rap sei. "Das ist halt wie beim Sport. Schon in der Schule gab's Bundesjugendspiele ..."
Was für die breite Masse völlig uninteressant sein mag, wurde hier von Nicole Rother und Stefan Pethke liebevoll zu einem Kleinod für Freunde der Berliner Rapszene zusammengetragen. Den einzigen Wermutstropfen, die doch recht dilettantische Produktion der DVD, gleicht Royalbunker mit der limitierten Bonusscheibe aus, auf der drei Videos von M.O.R. zu finden sind.
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