laut.de-Kritik
Slide- und Steelgitarren, Kuba und Hawaii ...
Review von Kai KoppSlide- und Steelgitarren, Kuba und Hawaii, Oahu, Kauai, Maui, Molokai und Lanai, Südseeschönheiten mit bunten Baströckchen, Magnum und allerlei sonstigen Quatsch assoziiert man mit dem Opener "Dru Me Negrita". Die Rede ist von Ry Cooders "Mambo Sinuendo", die dieser Tage in die Läden kommt. Richtig, der Ry Cooder, der vor vier Jahren mit dem Buena Vista Social Club internationales Aufsehen erregte und der im Lauf seines musikalischen Schaffens die Musik zu unzähligen Hollywood-Erfolgen (u.a. "Paris-Texas" - 1983 und "Last Man Standing - 1996) schrieb.
Vielleicht ist sein cineastisches Erbe auch der Grund, warum zu jedem seiner Titel ein zwingendes Kopfkino im Hörerhirn abläuft? Monotone, tranceartige und karge Beats hypnotisieren durch die Songs und schaffen eine relaxte "Ich-pinsel-mir-jetzt-in-aller-Ruhe-den-Bauch"-Atmosphäre, die mal afrikanisch getränkt, mal asiatisch gefärbt, immer aber karibisch relaxt daher schwänzelt.
Stellvertretend für den Entspanntheitsgrad steht der uralte Gassenhauer "Patricia", dessen zarter Schmelz jedem Tanzschul-Erfahrenen in wabbeliger Erinnerung ist. Neben Ry Cooder spielt auf dem Album der 71-jährige Gitarre- und Orgelspieler Manuel Galbán eine entscheidende Rolle. Die Legende, die Ende der 50er Jahre mit der Band "Los Zafiros" für Furore sorgte, ist für hartes, elektrifiziertes Gitarrenspiel bekannt. Noch heute liegen ihm die Eingeborenen für seinen Doo-Wop-Mambo zu Füßen, der die Entwicklung der kubanischen Musik nachhaltig beeinflusste.
Galbáns Orgelkünste lassen keine Gelegenheit aus, die gängigen Südsee-Klischees zu füttern, die sich in den Ohren anderer Rezensenten etwa so anhören: "von einer gewissen, trägen Laszivität", "angenehm einlullend", "narkotische Atmosphäre" oder "irgendwie leicht alkoholisiert". Was nett und adrett beginnt, wandelt sich allerdings im gesamten Verlauf zum Langweiler par Excellence.
Deshalb ist "Mambo Sinuendo" nur was für knallharte Extrem-Easy-Listener, denen der Buena Vista Social Club zu stressig war. Oder um es mit Ry Cooders Worten zu sagen: "Ich mag die Platte, warum sollen ein paar andere Leute sie nicht auch mögen? Es ist nicht 'The Next Big Thing', aber es ist hübsch. Steck das Teil in dein Auto, fahr los und hör nebenbei hinein. Ich mache mir da keine Sorgen".
1 Kommentar
Gefällt mir, eher ein Freund des "Get Rythm/Bop till you drop"- Ry Cooders, deutlich besser als die Meilensteine. Ja, da wiederholt sich mal was, wird (scheinbar?) das ein oder andere Hollywood-Klischee bedient, aber insgesamt schöne, flotte Gute-Laune-Musik. Für mich zu Unrecht von nem Möchtegernintellektuellen niedergemangelt, der unfähig ist, sich klar zu machen, dass niemand, woher auch immer, was dafür kann, wenn Hollywood ihre Musik als Klischeekleber missbraucht - davon wird sie nicht schlechter! Also mindestens
3,5 von 5