laut.de-Kritik

Eine stilistische Neuorientierung, die nicht funktioniert.

Review von

Ja gut, ich sach ma ... Naja, also ... Ehrlich gesagt, ich weiß auch nicht ... Also, was is hier eigentlich los? Ok, der ehemalige Poisonblack- und Sentenced-Fronter hat auf dem Facebook Profil der Band bereits angekündigt, dass er sich mit seiner neuen Truppe S-Tool eher an Bands wie Pantera und Konsorten orientieren will, aber warum muss man dann bitte fast alle Songwritingfähigkeiten über Bord werfen?

Wenn man sich das Line-Up so durchliest, könnte man meinen, dass hier so etwas wie eine finnische Allstar-Truppe gern mal die Modern Metal-Kuh fliegen lässt. Allerdigs könnte man auch sagen, dass dieser krasse Stilwechsel von vorne herein in die Hose gehen musste, und die Kuh entsprechend mit den Hörner voran im Morast steckt und bei Regen nun der Arsch vollläuft.

Los geht der Spaß mit "Lights Out" und macht recht deutlich, wo der Hase im Peffer liegt und kotzt: die Strophen sind zum Gähnen langweilig und weitgehend uninspiriert, der Refrain klingt nach den härteren Momenten von Poisonblack und geht somit klar. Das gleiche gilt für "Back To Zero" und "Shovel Man", das man bereits als Single von der Homepage kennt und tatsächlich so etwas wie ein Lichtblick darstellt.

Oder – oder es ist einfach andersrum, wie in "Hammering", wo man für den Refrain einfach mal einen Sack voll Kopfnüsse verteilen möchte. Auch wenn ich mir das vollkommen uninspierierte "Aint This What You Wanted" anhöre, weiß ich echt nicht, was der Scheiß soll? Verdammt, wo ist denn da das Songwriting? Der Typ hat doch so ein geiles Feeling. Aber nein, lieber ein schräges Solo zum simpelsten Djent-Riff aller Zeiten.

Das passt oftmals einfach hinten und vorne nicht zusammen. Die Arrangements sind absolut sparsam. Hinzu kommt, dass Villes Stimme einfach nicht brutal genug ist, um dem auf modern getrimmten Material gerecht zu werden. Am meisten ärgert mich eigentlich, dass hier ein paar echte tolle Chorus-Melodien so schamlos verschenkt werden wie in "And You Call Yourself Sane".

Denn so ganz kann der Kerl sein Talent nicht verbergen. In den Refrains hat er mehr als nur ein, zwei Hooks versteckt. Das Gesamtkonzept funktioniert aber einfach nicht. Ich hab ja nichts dagegen, wenn man als Musiker etwas anderes probieren möchte. Aber dann doch bitte in gut und nicht so eine halbgare Sparnummer.

Das abschließende "Until The Lid Closes" hat zwar in der Strophe Ansätze von Metallica, aber auch hier will die Verbindung von Strophe und Refrain nicht wirklich funktionieren. Keine Ahnung, warum Poisonblack letztendlich aufgelöst wurde, aber qualitativ liegen zwischen S-Tool und allem, was Ville zuvor gemacht hat, Welten.

Trackliste

  1. 1. Lights Out
  2. 2. Hammering
  3. 3. There Lies Life
  4. 4. Back to Zero
  5. 5. Ain't This What You Wanted
  6. 6. And You Call Yourself Sane
  7. 7. Shovel Man
  8. 8. Your Despiser No. 1
  9. 9. This Is Real
  10. 10. Until the Lid Closes

Preisvergleich

Shop Titel Preis Porto Gesamt
Titel bei http://www.amazon.de kaufen S-Tool – Tolerance 0 €14,06 €3,00 €17,05
Titel bei http://www.amazon.de kaufen S-Tool – Tolerance 0 €39,93 Frei €42,93

Weiterlesen

LAUT.DE-PORTRÄT S-Tool

Nachdem Ville Laihiala mit Poisonblack 2013 noch das Album "Lyijy" veröffentlicht, zieht er wenige Monate später den Stecker. Allerdings hängt er Gitarre …

3 Kommentare mit einer Antwort

  • Vor 7 Jahren

    Leider muss man sagen, dass S-Tool zwar irgendwo noch paar Ähnlichkeiten zu Poisinblack hat, aber man versucht es nun melodisch gekünstelt "härter". Und richtig, dazu passt die Stimme von Ville nicht so ganz. Irgendwie wirken manche Songs auf mich wie ältere 0815-Metallica, allerdings ohne den gleichen melodischen Charakter. Vergleicht man S-Tool mit Tracks wie "Rush" von Poisonblack, dann bleibt in der Tat nur ein Fazit übrig: ein holpriger Start, dazu dann wohl nur Auftritte in Finnland. Gut möglich, dass man Poisonblack auch nur deshalb beerdigt hat, um aus einem schlechten Deal mit der Plattenfirma rauszukommen oder man nicht mehr so oft Touren wollte wie das Label es wollte etc.

    • Vor 7 Jahren

      Das könnte tatsächlich sein, kann ich mir aber nicht wirklich vorstellen. In Deutschland hatten die ja gar kein Label mehr und ich glaube nicht, dass die in Finnland so geknebelt wurden, dass sie anders nicht aus dem Vertrag gekommen wären. Glaube eher, dass da der Erfolg einfach ausblieb.

  • Vor 7 Jahren

    Ich weiß auch nicht so recht warum man eine Band auflösen muss
    um danach doch wieder das gleiche zu machen. Egal, mir kommt das Album zu schlecht weg. So schlecht ist es auch nicht. Als Debüt Album ok. Eine Steigerung ist allemal in Zukunft möglich. Mir lieber als ein starkes Debütalbum und danach kommt nix mehr.
    Eine Stilistische Neuordnung kann ich nicht hören.
    Dann soll man es auch nicht erwarten. Musik ist subjektiv.
    Bei einer No Name Band wäre es vielleicht als Klasse Debütalbum durchgegangen.

  • Vor 7 Jahren

    ich glaube, sentenced war eine von wenigen bands, wo ich mit eddy tatsächlich d'accord war :uiui: wobei mir die frühen besser gefallen haben.
    Eddy, hast du mal die Projekte von Taneli Jarva, dem ersten Sänger weiter verfolgt? Black League ging gut rein. Aktuell hat der gute mann drei tracks mit "Poison whisky" rausgehauen. Für mich der Sentenced beteiligte, der deutlich besser gealtert ist.
    Wenn wieder genug schekel da sind,will ich mich von ihm hacken lassen. Mal schauen, obs nen Poison whisky full album geben wird