laut.de-Kritik
Die Sonne ist der Feind.
Review von Manuel BergerCult Of Luna und The Ocean sind positiv konnotierte Begriffe? Gut, dann los und "They Came With Sunlight" kaufen. SÂVER katapultieren sich mit ihrem Debüt mal eben in dieselbe Liga wie die eben Genannten.
Unbeschriebene Blätter sind die dafür verantwortlichen Musiker allerdings nicht, das hört man ihrem Zusammenspiel und der Stilistik auch an. Ole Christian Helstad (Bass, Vocals), Ole Ulvik Rokseth (Gitarre, Synths, Vocals) und Markus Støle (Drums) zockten gemeinsam bei Tombstones , die beiden Letzteren betreiben außerdem das Doom-Duo Hymn. Im Doom wurzelt auch SÂVER, die Band kultiviert auf dieser Basis aber eine moderne Post-Metal-Variante. Die weist klare Parallelen zu Genrekönigen wie Cult Of Luna, The Ocean sowie YOB auf, hat aber eine eigenständige Signatur.
Diese bilden SÂVER unter anderem mithilfe kreativer Synthie-Infusionen. Schon der Opener "Distant Path" zieht seinen Groove zu Anfang vor allem aus dem ergänzenden Spiel von Helstads Bass sowie Basselektronik. Bei "Dissolve To Ashes" treiben SÂVER dieses Prinzip auf die Spitze, wobei die Betonungen von Drummer Støle den Song entscheidend mitprägen. Wenn dann noch sanfter Klargesang ertönt, rücken die Norweger – ohne den Post Metal-Kontext wirklich zu verlassen – erstaunlich nah an Massive Attack. In der zweiten Songhälfte dominieren dafür sludgige Gitarrenwände und aggressive Neurosis-Schreie.
Auf Schnörkel verzichten SÂVER weitestgehend, nur Støle bemüht im Dienste des Rhythmus' einige komplexere Figuren. So bleiben die Kompositionsbausteine oft geradezu rudimentär, in "Altered Light" umkreisen sich Bass und Schlagzeug zum Beispiel minutenlang mit ein und demselben Grundpattern, während Rokseth den Klangraum gelegentlich mit ein paar Noten vertieft. Ähnlich den Swans reichen SÂVER nur kleine Veränderungen, um in dieser Monotonie einen irren Spannungsbogen zu erschaffen.
Genau deshalb funktioniert auch "Influx", ein sechsminütiges Ambient/Noise/Drone-Intermezzo ohne jegliche Songstrukturen, ein sonisches Schwarzes Loch, das alles absorbiert, was in seine Nähe kommt. Nach dem Hören dieser dronigen Existenz wirkt der Albumtitel plötzlich wie eine Drohung: das Sonnenlicht als Feind.
Einzig "How They Envisioned Life" fällt qualitativ etwas ab. Hier kumulieren in schwächerer Form die in den anderen Tracks deutlicher entworfenen Ideen. Am starken Gesamteindruck, den "They Came With Sunlight" hinterlässt, ändert das zwar nichts. Es wird aber spannend, zu sehen, ob SÂVER auch auf lange Sicht A-Liga-Material liefern können. Hoffen wir das Beste!
Noch keine Kommentare