laut.de-Kritik

Klangliche Repräsentation isländischer Kargheit und Ruhe.

Review von

SHHE lautet das Pseudonym von Su Shaw, einer Elektronik-Musikerin aus Dundee mit schottisch-portugiesischen Wurzeln. Die veröffentlichte 2019 ein selbstbetiteltes, sparsames Debüt, das von sanften, aber selbstbewussten Vocals lebte. Ein Jahr später remixten Künstler wie Alva Noto oder rRoxymore auf "Re:" ihre Tracks. Nun kehrt sie mit "DÝRA" mit einem fokussierten, in vier lange Teile untergliederten Ambient-Stück zurück.

Die Ursprünge für das Projekt reichen bis ins Jahr 2018 zurück, als Shaw während eines künstlerischen Aufenthaltes in den isländischen Westfjorden, beeinflusst von der Stille des Dýrafjörður, begann, die Umgebung aufzunehmen, während ein großer Sturm aufzog. Danach kehrte sie jeden Winter nach Island zurück, um ihre Sammlung an Sounds zu erweitern, mit dem Ziel, den gesamten Fjord klanglich zu erschließen. Während des Entstehungsprozesses verbrachte sie viel Zeit mit der angrenzenden Dorfgemeinschaft. So hat sie Jón Sigurðsson am Langspil, einer isländischen Zither, und Lilý Karlsdóttir an der Orgel gewinnen können.

Field Recordings leiten "Sandar" ein. Danach setzen sich deepe, kaum merklich verändernde Ambienttunes durch, die klingen, als höre man eine Stimme aus der Ferne, was verdeutlicht, dass sich SHHE für den Aufbau ihres Stückes eine Menge Zeit lässt. In "Hólar" lassen dunkle Drones und bildhafte Klänge, die ständig auftauchen und dann wieder verschwinden, karge Naturlandschaften vor dem inneren Auge entstehen, strahlen aber auch viel Ruhe aus. Diese Ruhe zieht sich auch durch die restliche Veröffentlichung.

Mit Naturaufnahmen und akustisch anmutenden Tönen entfaltet "DÝRA" danach in "Sandaá" etwas Meditatives. Versunken und in sich gekehrt kommen die Sounds daher. Zum Schluss offenbart "Hjallar" leicht folkloristische Qualitäten und verdeutlicht, dass es sich bei "DÝRA" um eine Veröffentlichung handelt, die erst in der Gemeinschaft ihre vollständige Form annahm. Ab der Mitte setzen sich dann vermehrt statische Klänge durch, die am Ende langsam ausfaden. Wer also in eine Veröffentlichung mal wieder richtig eintauchen möchte und etwas zum Hören braucht, das genug Raum für die eigene Fantasie lässt, sollte "DÝRA" mal eine Chance geben.

Trackliste

  1. 1. Sandar
  2. 2. Hólar
  3. 3. Sandaá
  4. 4. Hjallar

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