laut.de-Kritik
Zehn Jahre S-Klasse: von hart bis zart.
Review von Eberhard DoblerAus dem Sahnetörtchen von 1995 wurde die erfolgreichste Rapperin Deutschlands. Jahre später fand sich die S-Klasse dank Boris Becker gar in einschlägigen Klatschblättern wieder. Aber Sabrina Setlur kann mehr: Von den Beats des Frankfurter Rödelheim Hartreim Projekts geprägt (in den 90ern die medialen Gegenspieler der Fantas) und mit reichlich politisch unkorrektem Vokabular ausgestattet, etablierte sie sich als toughe Rapperin.
Die Best Of (in der Sonderedition mit DVD) erweist sich als Zeitreise. Setlurs Style und die Treue zu Moses Pelham haben sich zwar nicht geändert, der Musiker und Labelchef passte ihre Beats aber je nach Bedarf den Black Music-Trends an. So startet die beattechnisch recht abwechslungsreiche Platte mit Setlurs Old School/Underground-Anfängen ("Hier Kommt Die Schwester" oder "Ich Bin Raus") und der so poppig wie kurzweiligen Durchbruchs-Clubnummer "Ja Klar".
Zu den Battle-Reimen gesellten sich gefühlsbetontere Inhalte, beispielsweise "Glaubst Du Mir" oder das bombastische "Du Liebst Mich Nicht". Musikalisch spielten zudem R'n'B, Club-Sounds und soulige Gesangslinien (früher bevorzugt von Xavier Naidoo beigetragen) eine wichtige Rolle. Auf funky Label-Koops ("Folge Dem Stern" feat. Illmat!c, Bruda Sven & J-Luv) und harte Tracks ("Hija" mit Underground-Ikone Cora E. und Brixx) oder "Ich Bin So") verzichtet sie dennoch nie.
Wut, Trauer, Loyalität und Hoffnung blieben bis heute Setlurs Antriebsfedern. Dabei kamen zunehmend nachdenkliche ("Alles" mit Xavier Naidoo oder "Liebe" feat. Glashaus & Franziska) und verletzliche Texte ("Keine Ist") heraus.
Die neue Single "Mein Herz" liefert inhaltlich wie musikalisch allerdings nur Standard ab. Wer die Setlur respektive die Philosophie 3ps nicht mag, dem wird auch die Best Of keinen Einstieg bieten. Zumindest Respekt aber sollte man ihr als einzig relevanter deutscher Rapperin im Popbiz zollen.
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