laut.de-Kritik
'Woohoos' braucht in diesem Jahrtausend kein Schwein mehr.
Review von Michael EdeleNachdem Sänger Josey Scott eine recht erfolgreiche Fernsehkarriere als Ermittler in der US-Serie "Sex Crimes Investigation" hingelegt hat, sah es einige Zeit recht düster um die Zukunft von Saliva aus. Trotz des Ausstiegs von Gitarrist Chris D’Abaldo hat sich die Band nun aber doch noch hingesetzt und mit "Blood Stained Love Story" ein neues Album eingespielt.
Gut, aber nicht überragend ist das mittlerweile fünfte Album der Jungs aus Jack Daniel's-City geworden. Während auf dem Vorgänger noch astreiner Rotzrock mit packenden Melodien und Refrains mit Ohrwurmgarantie zu hören waren, ist "BSLS" für meinen Geschmack eine zu glatte US-Produktion geworden. Das fängt beim etwas trägen Opener "Ladies And Gentlemen" schon an. Die Bridge hat zwar eine nette Melodie, aber harter Rock'n'Roll klingt doch anders. "Broken Sunday" stimmt da schon ein wenig versöhnlicher und besitzt einen gut gemachten Drive.
"Never Gonna Change" klingt im Anschluss allerdings wie eine schon tausend Mal gehörte Mainstream-Ballade, wie sie Nickelback oder 3 Doors Down sie auf jedes Album packen. Dadurch wird sie natürlich nicht besser und stinkt gegen "Open Eyes" oder "Razor's Edge" von der letzten Scheibe ab. Zum Glück haben sie mit "Going Under" noch ne vollkommen unkitschige Ballade im Gepäck, die ein wenig nach den Beatles klingt. "King Of The Stereo" setzt dafür auf anständige Grooves, lässt aber leider das ein oder andere Nu Metal-Cliché nicht aus. 'Woohoos' braucht in diesem Jahrtausend eigentlich kein Schwein mehr.
Warum spielen sie denn nicht mehr Nummern vom Schlage eines "One More Chance"? Einfacher, ehrlicher Rock'n'Roll mit guten Grooves, Melodien und tollen Hooks will ich hören. "Twister" klingt vielleicht ein wenig sehr nach Soundtrack zum letzten Teenie/Highschool-Film, sorgt aber trotzdem für gute Laune und dürfte bei Sonnenschein vermutlich noch besser kommen. Das treffend betitelte "Black Sheep" hat direkt im Anschluss noch die dicksten und haarigsten Eier und ist für mich ohne Zweifel der stärkste Song auf "BSLS".
Während mit "Starting Over" die dritte, ebenfalls ganz anständige Ballade auf uns wartet, setzt "Here With You" einen ebenfalls ruhigen Schlusspunkt. Wenn das nicht AOR in Reinkultur ist, weiß ich auch nicht. Kein Wunder, dass die Scheibe den höchsten Charteinstieg der Band bedeutet. Dazu dürfte auch Produzent Bob Marlette (Sheryl Crow, Black Sabbath, Journey) seinen Teil beigetragen haben, der sämtliche Songs mitkomponiert hat.
"Blood Stained Love Story" ist bei weitem kein schlechtes Album, aber ich hätte mir etwas bissigeres erhofft, nachdem "Survival Of The Sickest" immer noch zu einem meiner treuesten Gäste im CD-Player zählt.
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