laut.de-Kritik
Heult, keift und krächzt wie Tom Waits' kleine Schwester.
Review von Alexander CordasIch wollte es zuerst nicht wahr haben, aber die Weltverschwörung existiert! Nicht nur, dass die grauen Eminenzen meinem allerliebsten Yps den Garaus gemacht haben, und ich in Zukunft ohne Urzeitkrebse und Detektivset über die Runden kommen muss, nein, sie sorgen auch dafür, dass Künstler von Promo-Aktivitäten ausgeschlossen werden, die so einzigartig sind, dass man ihnen einfach zuhören muss. Sandy Dillon ist ein Paradebeispiel hierfür. Schräg as schräg can präsentiert sie auf ihrem Album "Eastovershoe" ihre ganz persönliche Definition von Blues, Country und den verschiedensten Derivaten daraus.
Wer jetzt aber an sanften feinsinnigen Schmuseblues denkt, dem verpasst die Amerikanerin einen Tiefschlag der ersten Kajüte. Wie Tom Waits' kleine Schwester heult, keift und krächzt sie sich durch dreizehn wunderbar schiefe Tracks, die allesamt das Prädikat Weltklasse verdienen. Die Arrangements sind wohl durchdacht, werden aber immer auf ihr Minimum reduziert. Sie wirken dadurch ziemlich roh und ungeschliffen, was nicht zuletzt Sandys Stimme entgegenkommt, die einfach, äh ja, ... geil klingt. Wer dem Schönklang verfallen ist, wird das nicht nachvollziehen können, aber für den ist dieses Album auch nicht gemacht worden.
Dreckig, verfilzt und mit einer dekorativen Patina ausgestattet erzählt Sandy Geschichten. Mal schlurft sie gemächlich mit Banjos und singender Säge durch einen imaginären Saloon, mal stampft sie mit Pauken und trauriger Tröte wie ein Trauerumzug durch St. Louis. Aber egal, was sie anpackt, ihre Stories aus dem Städtchen Eastovershoe klingen immer wieder faszinierend.
Auch wenn ich jetzt Gefahr laufe, von den Weltverschwörern auf die schwarze Liste gesetzt zu werden, ich wünsche ihnen für die Nicht-Promotion dieser Platte Pusteln an den Hintern.
1 Kommentar
10 jahre am markt, und immernoch eine der aufregendsten alben dieser 10 jahre !