laut.de-Kritik
Vorhersehbar und formelhaft wie einstudiertes Kurzpassspiel.
Review von Erich RenzSantana ist ja längst zu einem Spektakel geworden. Neuerdings befördert er zwischen Pokerfaces und Einarmigen Banditen den Kulturtourismus in Las Vegas. Neben den unverrückbaren Monolithen Bette Middler und Celine Dion ist jetzt auch der Carlos eine Institution und Attraktion. Wer also nach der täglichen Dosis Samba und dem kurzweiligen Latin-Rock lechzt: Im Mandalay Hotel kann man sich das alles besorgen.
Auf den einschlägigen Erfolg bezogen, sind Santana-Veröffentlichungen Pi mal Daumen etwa so vorauszuplanen, wie ein Sieg der Borussia über die Bayern. Was aber im Sport die Leistung beschreibt, das meint beim elektrisch-mexikanischen Zupfregenten in erster Linie das "Breaken": Zuerst den "Break-Even" links liegen lassen (was schon mit den Vorbestellungen für das jeweils neue Album erledigt wurde) und dann die Charts breaken. Der künstlerische Knackpunkt ist dabei noch gar nicht mitgedacht, nämlich was der wirkliche, genüssliche Wert ist.
Denn wenn es bei "Shape Shifter" tatsächlich auf Genuss ankäme, bewirkt dieses 36. Album Santanas schnell ein Sättigungsgefühl. Der Literaturwissenschaftler Hans Ulrich Gumbrecht sagte einmal über Fußballer: "Ein Spieler ist dann kreativ, wenn er etwas Unvorhersehbares zustande bringt." Nun, genau das umgeht "Shape Shifter" gekonnt. Es ist vorhersehbar und formelhaft wie einstudiertes Kurzpassspiel.
Santanas Klangkörper, zu dem hauptsächlich Schlagzeuger Dennis Chambers, Keyboarder Chester Thompson und Bassist Benny Rietveld gehören, stößt ätherische und synthetisch geschwungene Klangwolken aus. Nicht weiter schlimm. Indes versucht der Maestro, dem "Great Spirit", von dem Chief Yellow Lark vom Stamm der Lakota spricht und der auf der Rückseite des Booklets zitiert wird, vorrangig mit seiner Paul Reed Smith Gitarre zu Leibe zu rücken. Zusammen zelebrieren Band und Leader eine instrumentale Gedächtnisfeier (Ausnahme: "Eres La Luz" mit den Haus- und Hofsängern Andy Vargas und Tony Lindsay) zu Ehren der nordamerikanischen Ureinwohner, denen dieses Album gewidmet ist.
Ach wüssten diese doch, wie kosmopolitisch es geworden ist! Weltenbummler Santana hat sich eingedeckt mit melodischem Allerlei von Elvis Presley bis King Harvest. "Metatron" erzeugt eine überaus stimmige Wechselwirkung mit "Can't Help Falling In Love". Das Vater-Sohn Erzeugnis "Canela" von Carlos an Gitarre und Salvador am Klavier sehnt sich so sehr nach "Dancing In The Moonlight", dass fast schon eine Blutsverwandtschaft festzustellen ist.
Ansonsten bleibt alles beim Alten und es gelten weiterhin die santanischen Verse: Carlos ist der Krösus, die Gitarre sein Zepter. Möge die Macht mit ihm sein.
5 Kommentare mit 3 Antworten
das ist nicht derselbe mann, der mit miles auf tour war. bäh.:conk:
Spätestens seit "Supernatural" ist er ein austauschbarer Gitarrenopi im Popzirkus geworden. Als Gitarrist empfand ich ihn ohnehin nie besonders als originell oder technische Oberklasse. Tja, die Altersmilde lässt viele wohl sehr unempfindlich gegenüber Gefälligkeiten werden...
2 Punkte für ein Santana Album
Für ein Normales Album 3
grad eben mal seinen Track "Shape Shifter" (den "Live-Link") gehört, und ich muss sagen ich finds eigentlich ziemlich gut.
Die ganzen Kritiker versuchen doch schon seit Ende der 70er Jahre den Mann totzureden.
Santana hat immer Sachen ausprobiert und experimentiert. Klar kam da nicht immer das beste bei raus, aber eins muss man ihm lassen:
Er hat immer noch Seele und Feuer im Spiel, und außerdem ist er einer der nettesten und coolsten Leute im Musik-Business.
Dagegen kann man nichts sagen.
das übliche santana gedudel eben
Nach Supernatural ging's eben bergab. Das gute ist nur die Vielfalt an Gastbeiträgen.