laut.de-Kritik
Der perfekt polierte Pop glänzt wie ein überdekorierter Weihnachtsbaum.
Review von Kerstin KratochwillUnvermeidlich und unerbittlich wie der Verwandtschaftsbesuch ist die alljährliche Flut an Weihnachtsalben, die ab November auf den Markt kommen. Und es gibt fast kein Genre, das sich entzieht oder enthalten kann, keine Musikerinnen oder Musiker bzw. Bands, die der Versuchung widerstehen können, auch ihre Soundkugel an den Baum zu hängen – möge die Kasse nun klingeln.
Manche sind gar Wiederholungstäter wie Sarah Connor, die 2005 bereits mit "Christmas In My Heart" ein Album herausbrachte, auf dem sie Klassiker wie "Ave Maria", "White Christmas" oder "Sweet Is The Song (Inspired By "Süßer die Glocken nie klingen")"intonierte. Damals noch auf dem Cover engelsgleich weiß gewandet, mit zwei Zöpfen, das bescheiden unschuldige Gesicht nach unten geneigt und auf das nackte Knie blickend – passend zum damaligen Image als Popsternchen mit ein wenig Sexiness zu Xmas ausgestattet.
15 Jahre später inszeniert sich Connor weniger als Pop-Diva, sondern als gereifte Künstlerin mit kritischen Texten, und bringt nun das nächste Weihnachtsalbum heraus, das jetzt imagegerecht "Not So Silent Night" heißt. Diesmal lenkt sie auf dem Schwarz-Weiß-Cover mit geschlossenen Augen und lederbehandschuhten, betenden Händen den Kopf nach oben und ist angedeutet gänzlich unbekleidet, nur ein Tattoo ziert ihre Schulter.
So vermeintlich wild wie ihr Tattoo ist dann auch das Album mit Eigenkompositionen geworden, die von klassischem Swing-Pop mit Glöckchengeklingele über Formatradio-Power-Pop-Rock oder Mariah-Carey-Gedächtnis-Soul-Pop hin zur sentimentalen Bombast-Ballade für die Oma reichen. Thematisch sollen die Songs aus der Perspektive einer Mutter, Tochter, Schwester, Frau (wie sich Connor selbst im Pressetext beschreibt – interessanterweise fehlt Musikerin und Geschäftsfrau) alle glücklich machen, deshalb auch die betenden Hände auf dem Cover, wie sie das "Konzept" erklärt.
Manchmal hilft aber auch nur Alkohol, die Feiertage und ihren bimmelnden Begleitberieselungssound zu ertragen. Nur konsequent, dass es das Album auch als Box mit zwei exklusiven Shotgläsern gibt, mit denen man zum Song "(1,2,3,4) Shots Of Patron" anstoßen soll.
Wem das nicht genug Konsummüll ist, in der exklusiv bei Amazon angebotenen Box enthalten sind noch (es gibt allerdings offenbar auch noch andere in anderen Stores, da gibt es dann einen Ugly-Xmas-Pulli samt Mütze dazu) – designte Weihnachtssocken, drei Weihnachtspostkarten in 3D Druck, zwei Acryl-Baumanhänger und in einem samtenen Beutel zwei rote Ohrstöpsel. Okay, die nimmt die Rezensentin dankbar entgegen.
4 Kommentare mit 4 Antworten
Seit jeher komplett hassenswert, so als Gesamtprodukt.
Prinz Pis Terminator-Line ist nach wie vor die einzig passende Antwort auf die Dame.
Dieser Kommentar wurde wegen eines Verstoßes gegen die Hausordnung durch einen laut.de-Moderator entfernt.
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Spielt keine Rolle, denn sobald sie den Mund aufmacht, stellt sich nur Grauen ein.
Als Sie mit dem kleinen Fruchtzwerg zusammen kam, war das Thema so ziemlich durch. Obwohl, in welche Gefilde der Typ vordringt - selbst noch heute.
Ich fand sie zu Let's Get Back to Bed Boy-Pseudo-Ami-Zeiten ganz heiß, joa.
Nicht hot seit ihrer ersten Niederkunft, wie üblich.