laut.de-Kritik
Power-Mix aus Beats, Viola, Effekt-Gitarren und Rap-Poetik.
Review von Eberhard DoblerEndlich wieder ein Silberling, bei dem man die Ohren spitzt. Der Slam-Poetry-Rapper Saul Williams rockt auf seinem Debut das Mic mit intensiven Texten zu Groove-Rock, fetten Break Beats und Hip Hop. Ein Experiment, das ihm unkonventionell, organisch und souverän gelingt. Nie aufgesetzt oder peinlich, sondern neu klingend führt der MC mit seiner Band verschiedene Musikstile mit Rap-Poetik und Beats mit Streichern, Effekt-Gitarren sowie düsteren Samples zusammen. Rick Rubin, RHCP-Drummer Chad Smith und DJ Krust standen dabei Pate.
Die Faszination dieser Platte lässt sich nur schwer beschreiben. Vielleicht liegt sie in der ungewohnt klingenden Fusion, die so problemlos funktioniert. Ist zwar alles professionelle Underground-Mucke, dennoch hört man in fast jedem Song ein immanent schlummerndes Hitpotential heraus. Obwohl der Rapper, Sänger, Philosoph und Schauspieler die Musik seinem Style unterordnet. Mit seinen bilderreichen Botschaften teilt uns der Sprach-Jongleur, der die Welt verändern möchte, seine Sicht auf eben diese mit. Stimme und Instrumentierung ergänzen sich perfekt. Letztere ist transparent und auf den Punkt hin arrangiert. Williams und seine Musiker schaffen es aber immer wieder, den Charakter einer lockeren Jam-Session zu bewahren.
Die oft eingesetzten und live eingespielten Streicher (Viola und Cello) erinnern an das Umfeld von Roni Size. DJ Krust, bei dem sich Williams die ersten Sporen als MC verdient hat, schneidert auf "Coded Language" auch die passend powernde Drum'n'Bass-Produktion zu. Schnörkellosen und schwer groovenden Rock gibt's auf "Fearless" und "Om Nia Merican". Im breakbeatigen "Tao Of Now" ergänzen die sanften Vocals von Esthero angenehm Williams meist ungebremsten Rap-Fluss. Ein wahres musikalisches Monster ist der elfminütige letzte Track "Wine", eine Art musikalische Quintessenz des Albums.
Seine gesanglichen Fähigkeiten hätte der Slam-Poet ruhig öfters zur Geltung bringen können. Hektisch, besinnlich, groovig, bedrohlich. Nicht uneingeschränkt zugänglich, was der Prediger-MC da vorlegt. Für den Hip Hop, soweit man ihn hierzu rechnen möchte, dringt er aber zu neuen Ufern vor. Williams entzündet auf seinen elf selbst komponierten Tracks ein düster gehaltenes Feuerwerk, das kräftig, aber nie unkontrolliert explodiert. Gehet hin, kaufet und klicket sodann die fünf Punkte!
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