laut.de-Kritik
Pascalidis experimentiert mit housigen Klängen.
Review von Martin TenschertStuttgarts Disco-Speerspitze Savas Pascalidis wartet endlich mit neuem Langspielmaterial auf. Nach Labels wie Kurbel oder Gigolo Records von DJ Hell, auf dem er 2002 den Smasher "Galactic Gigolo" veröffentlichte, fand Pascalidis nach vierjähriger Album-Abstinenz bei den Berlinern von Sweatshop Records ein neues Zuhause.
Bekanntermaßen produziert Herr Pascalidis normalerweise eher dunkle Disco- und Electro-Hymnen. Um so größer ist die Überraschung beim Vernehmen housiger Klänge auf "Nuclear Rawmance". Der augenzwinkernde Titel klingt eben doch sehr stark nach Electro.
Man gewinnt aber trotzdem schnell die Überzeugung, dass Savas trotz sanftem Stilwechsel die Maschinen weiterhin im Griff hat und ihnen kraftvolle Sequenzen entlockt. "Logic State" oder "Get Down" schlagen warm und analog in die Chicago-House Kerbe und beschränken sich auf das alte House-Rezept: Hypnose durch Groove. Jener kann in seiner Ausprägung durchaus deep-soulig ausfallen, wie "Sonic Groove" deutlich macht. "Manipulator", ein relativ schlichter, aber cleverer Track, entwickelt hingegen eine regelrechte Sogwirkung.
Zu voller Form läuft Pascalidis auf, wenn er Disco-Elemente in die Trackstruktur einfließen lässt. Das Paradebeispiel: "Echoplex" ist ein absoluter Knaller mit Klassikerpotential. Vielschichtige Sounds, komplex und variantenreich arrangiert, das erfreut gleichsam DJs wie Tänzer. Der warme, pumpende und gut abgemischte Sound, der sich übrigens durch das gesamte Album zieht, dürfte ebenfalls für Satisfaktion sorgen. Dieser Umstand muss Erwähnung finden, denn oft geht viel von dem Vibe der Tracks verloren, wenn sie in fremde Hände zum Mastering gegeben werden.
"Magic Orchestra" strotzt ebenfalls nur so vor Lebendigkeit und hätte auch in der "Hacienda" zu Manchester Anklang gefunden. Bevor es dann aber doch zu dolle wird, schaltet Savas ein paar Km/h zurück und überrascht mit dem schwerelosen Disco-Stück "Interspace". Verträumte Glockenspielereien laden zum Verweilen in einem pulsierenden Kokon aus Bass ein.
Genug der Träumerei: "There's Acid In My House" verkündet der gebürtige Grieche und legt mit "Flash Point" noch schnell eine kesse 303-Sohle aus Parkett. Bevor der Edit des Stücks "Voyetra" die Erfahrungswelt der "nuklearen Rohmanze" abschließt. Auf nonchalante Weise klingt der Groove langsam aus. Savas is back. Knusper Knusper House'chen!
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