laut.de-Kritik
Wunderschöne Musik in abgefuckten Zeiten.
Review von Ulf Kubanke"The Dream is over now. Was it ever real?" Ihr wollt wunderschöne Musik in abgefuckten Zeiten? Klänge voller Liebe, die durch die hasszerfressene Ära helfen? Nichts leichter als das. Savoir Adore bieten auf "The Love That Remains" weltmännischen New York City-Pop. Die Platte enthält elf anmutige Lieder zwischen gestern und morgen.
Mastermind Paul Hammer spielt die "Herrsche und teile"-Karte souverän aus und räumt damit den Jackpot ab. Einerseits ist klar, dass seine Vorgaben kompositorisch und stilistisch die Richtung angeben. Andererseits vertraut er auf Kollabos mit Co-Sängern und Co-Writern.
Gekonnt verknüpfen die hippen Brooklyner das Vergangene mit der Gegenwart. Ein breites Fundament aus 80er-Pop hat ein Date mit modernen Clubsounds. Drumherum fließt knorke Indiepop, manch träumerisches Intermezzo, etwas Rockdynamik und rhythmisch sogar ein gelegentlich eingeschobener Afro-Touch wie bei der letzten Newton Faulkner-CD.
Als besonderes Kennzeichen schlängelt sich Hammers ausdrucksvolle Gitarre durch das Album. Facettenreich zieht er alle Register. Mal geht es in Richtung Stadion-Hymne, dann wieder gibt es Geschenke für die Freunde von Johnny Marr (The Smiths) bis hin zur funky Prince-Axt. Das alles gelingt sehr animierend, jede Abwechslung fügt sich dank der catchy Melodien optimal ins Gesamtgefüge. Egal ob schwelgender Träumer ("Heaven") oder Zappelphillip ("Devotion").
Fast jeden Song legen sie gesanglich als Duett an. Der maskulin/feminin-Kontrast ergänzt sich durch die poprockende 80er-Unterströmung bisweilen ähnlich wie weiland anno Cock Robin. Das Charisma steigert sich noch durch die durchweg gelungenen Texte. "The Love That Remains" geht an dieser Stelle als loses Konzeptalbum durch. Der Bandname bedeutet ohnehin "die Liebe zu kennen". Verschiedenste Erscheinungsformen dieses größten aller Gefühle bilden den Rahmen. Es geht um ausgelassene Liebe, verlorene Liebe, Amour Fou, Liebeskummer, Liebe zur eigenen Individualität und altruistische Liebe für das Gegenüber.
Einzelne Stücke hervorzuheben fällt nicht leicht, sie schleichen sich alle spätestens nach dem zweiten Hören ins Herz. Die Qualitätsdichte ist erstaunlich. Wer die ganz große, atmosphärische Geste braucht, greife vertrauensvoll zum Opener "Lovers Wake" (mit Leah Hayes). "Giants" hingegen wirft sich mit Lauren Zettler und ausgelassen ohrwurmiger Euphorie in den Hudson. "Throw your heart in the river./ Never gonna quit, not even just a little bit./ We are giants, giants, giants....at the heart of it."
Wie es sich für jede große Pop-Platte gehört, darf der ultimative Kerzenlicht-Moment nicht fehlen. "Beautiful Silence" offenbart ihre romantische Seite voll zarter Fragilität und mit starkem Chorus.
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