laut.de-Kritik
Weisheiten vom Bluesrentner.
Review von Giuliano BenassiWer Seasick Steve auch nur einmal gesehen hat (sei es auf YouTube), weiß: Dieser Mann hat den Blues. Nicht im Sinne der Todtraurigkeit, sondern weil er in den Tiefen eines Genres musiziert, das ein schwierig zu erklärendes Gefühl vermittelt: den Sinn des Lebens erfasst zu haben. Worin er besteht, bleibt selbstverständlich unklar, dennoch ist der Blues tiefsinnig. Auch wenn er mit drei Akkorden und mit Texten über geflüchtete Frauen, Naturkatastrophen und andere Unannehmlichkeiten auskommt.
Mit Latzhose, Vollbart und einer zerschundenen Gitarre macht der Musiker aus den USA auf den ersten Blick den Eindruck eines verarmten Cousins von Billy Gibbons. Doch sein Debüt, mit über 60 in einer norwegischen Küche aufgenommen, machte ihn über Nacht zum Star in Irland und Großbritannien. Die vorliegende zweite Platte entstand in seiner neuen Heimat England, wo er nach Brit Award-Nominierung und mit Majorvertrag mittlerweile lebt.
Gleich vorneweg: "I Started Out With Nothin ..." erreicht nicht die ungestüme Güte von "Dog House Music" (2006). "Dieses Lied handelt von gar nichts. Genau darüber geht es", erklärt er mit tiefer, rauer Stimme zu Beginn des Openers, bevor ein geshuffeltes Schlagzeug sein klagendes Instrument begleitet. Im Refrain kommt ein Gospelchor hinzu, der die Stimmung deutlich intensiviert - Mittel, die Steve gar nicht nötig hat.
"All Songs written, performed and produced by Seasick Steve, the dog hisself", ist auf dem CD-Cover zu lesen. Dass auch KT Tunstall (Gitarre auf "Happy Man") und Nick Cave mit seinen Grinderman ("Just Like A King") am Werk waren, schmeichelt zwar dem Ego, lenkt aber vom Wesentlichen ab: dass der Kerl alleine mit seiner verstärkten Gitarre am Besten klingt. Und dass er verdammt gut Geschichten erzählt, die das Wesentliche erfasst, ohne die Geheimnisse des Wesentlichen zu entblößen. He got the Blues.
2 Kommentare
He got the blues - so ist es.
Feines Album
Vor allem wenn er solo spielt - Wow!
Wow. Hammer. Genau mein Ding