laut.de-Kritik

Ein würdiger Nachlass für die die trauernden Fans.

Review von

Jetzt liegt es also vor. Das unwiderruflich letzte Lebenszeichen einer Band, die sich in ihren Texten schon so oft den Garaus gemacht hat, dass man es gar nicht mehr zählen kann. Mit "The Funeral Album" kam 2005 das letzte Studioalbum, mit "Buried Alive" liegt nun die erste und gleichzeitig finale Live-DVD vor, die die beiden Abschiedsgigs im heimischen Oulu zeigt.

Das Herzstück dieser Doppel-DVD stellt natürlich der Auftritt im Club Teatria dar, während dem sie insgesamt 25 Songs aus ihrer 16 Jahre währenden Karriere zum Besten geben. Ohne großen Schnickschnack stehen die fünf Finnen auf der Bühne und rocken sich durch die herrlichste Melancholie, die man sich als Fan nur vorstellen kann. Ok, ein paar Pyros kommen hin und wieder zum Einsatz aber ansonsten reichen ein paar Zweige und vertrocknete Äste, um die düstere Stimmung der Musik perfekt zu untermalen und zu verstärken. Wessen Finnisch allerdings ähnlich ausgeprägt ist wie meines, der hat in Sachen Ansagen natürlich Pech gehabt.

Das tolle an "Buried Alive" ist, dass die Songs beinahe zu 100% tatsächlich live sein dürften, ohne dass man nachträglich noch viel daran rumgebessert hat. Auch wenn Miika bei seinen Soli oder Melodielinien mal daneben greift, bleibt das so auf der Spur drauf und wenn Ville mal ein wenig unsauber klingt, trägt das höchstens positiv zum Live-Feeling bei. Wie Basser Sami aber bei "Neverlasting" den mehrstimmigen Gesang hin bekommt, muss ich ihn irgendwann einmal fragen. Dass die Mundharmonika bei "Despair-Ridden Hearts" oder ein paar Keyboards mal vom Band kommen, ist natürlich klar.

Zwar sind auch hier die einzelnen Schnitte nicht länger als drei, vier Sekunden und Einstellungen mit einem Teufelshörnchen vor der Kamera sind auch nicht unbedingt das Gelbe vom Ei, aber irgendwie stimmt die Atmosphäre einfach. Die Farben sind nicht übertrieben auf Hochglanz getrimmt und eigentlich fehlt nur noch der Geruch nach Schweiß, Bier sowie Zigaretten und man hätte endgültig das Gefühl, live vor Ort dabei zu sein. Als besonderes Special kommt für fünf Songs Original-Shouter Taneli Jarva auf die Bühne. Allerdings wäre es interessant gewesen, zu sehen und zu hören, wie beide Sänger die Songs zusammen werfen.

Ich schäme mich weiß Gott nicht, zuzugeben, dass ich beim Konzert auf dem letzten Rock Hard-Festival die ein oder andere Träne im Knopfloch hatte, als sich die Finnen dort schon von ihren deutschen Fans verabschiedeten. Wer sich allen ernstes "No One There" oder "End Oh The Road" anschauen/anhören kann ohne dabei eine gewisse Leere in sich zu verspüren, war vielleicht alles, nur kein Fan der Meister der Melancholie. Ich wage ernsthaft zu bezweifeln, dass ich je wieder eine Band hören werde, die mich dermaßen bewegt hat wie Sentenced. Und verdammt - man sieht ihnen auch an, wieviel ihnen das Konzert bedeutet!

Die "Home Soil Funeral Procession" beginnt zwar etwas langweilig mit der "Photo Session", doch immer mehr offenbart sich ihr trockener und schwarzer Humor. Bei den Temperaturen will ich allerdings nicht durch diesen Sumpf latschen, wie in der "Video Session" gezeigt. Allerdings haben die Rentner der Konzertszene sichtlich ihren Spaß. Bei der "Signing Session" hat Miika schon gut einem im Tee, amüsiert sich aber offensichtlich hervorragend. Nach Genuss der "Festival Tour" bin ich mir jedoch zu 100% sicher, dass ich nie mit Ville einen Tourbus teilen wollen würde. Irgendwie hätte ich Angst um meine Klöten ...

Die "Club Tour" ist schon allein deshalb interessant, weil man einmal sieht, welch abgefahrene Clubs und Fans es in Finnland gibt. So sehr ich Sentenced auch verehre, aber einsargen lass ich mich doch nicht. Auch Backstage scheint man bei den Finnen nie vor bösen Überraschungen sicher zu sein. Zündelt sich da einer tatsächlich am Sack rum? Wie auch immer, die Interviews sind weitestgehend interessant und gehen auch auf ein paar eher unbekannte Aspekte der Bandgeschichte ein.

Die "Photo Gallery" ist mit über 300 Bilder beeindruckend und wer die "Videos" noch nicht kennt, findet eine optisch durchaus sehenswerte Umsetzung finnischer Melancholie. Als finalen Bonus gibt es noch die "Discography", die eine rundum gelungene Dokumentation über Sentenced abschließt. Ein würdiger Nachlass für die trauernden Fans.

Trackliste

Concert

  1. 1. Funeral Intro
  2. 2. Where Waters Fall Frozen
  3. 3. May Today Become The Day
  4. 4. Neverlasting
  5. 5. Bleed
  6. 6. The Rain Comes Falling Down
  7. 7. Ever Frost
  8. 8. Sun Wont Shine
  9. 9. Dead Moon Rising
  10. 10. Despair Ridden Hearts
  11. 11. Broken
  12. 12. The Suicider/Excuse Me While I Kill Myself
  13. 13. The War Ain't Over
  14. 14. Nepenthe
  15. 15. Northern Lights
  16. 16. The Way I Wanna Go
  17. 17. Dance On The Graves (Lil' Siztah)
  18. 18. Noose
  19. 19. Aika Multaa Muistot (Everything Is Nothing)
  20. 20. Farewell
  21. 21. No One There
  22. 22. Drown Together
  23. 23. Cross My Heart And Hope To Die
  24. 24. Brief Is The Light
  25. 25. Vengeance Is Mine
  26. 26. End Of the
  27. 27. Funeral Outro

Bonus

Home Soil Funeral Procession Documentary

  1. 1. Photo Session
  2. 2. Video Session
  3. 3. Signing Session
  4. 4. Festival Tour
  5. 5. Club Tour

Animated Photo Gallery

Music Videos

  1. 6. Nepenthe
  2. 7. Noose
  3. 8. The Suicider
  4. 9. Killing Me, Killing You
  5. 10. No One There
  6. 11. Ever-Frost
  7. 12. Despair-Ridden Hearts

Interviews

  1. 13. Interview With Lopakka & Laihiala
  2. 14. Interview With Jarva

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