laut.de-Kritik
Vielseitig, persönlich, kraftvoll und mit einigen Bombenbeats.
Review von Philipp Gässlein"Du willst jetzt lästern? Ich liebe die scheiße, denn wenn Leute über dich reden / ist es egal, was: Du bist im Gespräch" rappte Separate noch im Vorjahr während seiner Jagd Auf Den König. Ob er diese relative Wahrheit auch noch so empfand, nachdem ihm im Frühjahr der größere Teil der Rapszene attestiert hatte, gegen einen Kollegah in Topform deutlich den Kürzeren gezogen zu haben, ist durchaus fragwürdig. Zeitlich hätte den Mainzer die Sechs-Minuten-Breitseite jedoch kaum treffen können, zumal sie den gleichen Namen trägt wie das bisher beste Studioalbum seiner Karriere.
Natürlich lässt es sich das Oberhaupt der Buckwheats-Jungs nicht nehmen, den Beeftouristen unter anderem bei "Ich Fühle Nichts" ein paar Knochen hinzuwerfen. Separate ist nach wie vor ein Kind des Zorns, und der richtet sich dieses Mal explizit gegen Imagerap-Newcomer und Leute, die "Mainz representen, als wenn es Compton ist." Ob wütend oder besinnlich, der Rapper verpasst jedem seiner Texte eine ordentliche Ladung seiner Persönlichkeit. In "2 Perspektiven" wird die frühe Karriere Samys aus Künstler- und Fansicht erzählt, "Ich Steh Wieder Auf" kommt als klassisches Carpe Diem daher, und dass Mama die Tollste ist wissen wir auch spätestens seit Pac und Sido. Ansonsten verbreitet das Album ordentlich Abschiedstimmung, denn: Separate will das Mic an den Nagel hängen.
Er verpasst seinem Album eine solche Grundaussage ("Ich werd' es nicht vermissen, und ich scheiß auf Rap. / dieses Game ist eine Hure, hier ist keiner echt."), relativiert es im Interview mit mzee.com umgehend und ist gleichzeitig noch Homie von Prinz Pi, der ja gerne mal nach achtmonatigem Karriereende die Raplandschaft mit Tonträgern zupflastert. Als nächstes löst er sich in einem Logikwölkchen auf. Andererseits kann man nach dem Mammutprojekt von vier Collabo-, und zwei Soloalben in vier Jahren auch den Wunsch des Mainzers nach einer Auszeit völlig nachvollziehen.
Furios ist, was Monroe da an Beats zusammenschraubt. Von feierlicher Gänsehautstimmung für das hymnenhafte "One Love" über Ausflüge in Led Zep-Classicrock-Gefilde ("Meskalin") bis zu puritanischen Pianoloops für "Ich Fühle Nichts" erschafft er eine Vielzahl verschiedener Atmosphären, deren roter Faden jedoch nur selten abreißt. Das verspielte orientalische Sample zu "Willkommen Im Club" schreit förmlich nach einer Singleauskopplung inklusive Banjo-Feature.
Sie ist vielseitig, persönlich, kraftvoll und mit dem einen oder anderen Bombenbeat geschwängert, und dennoch begeistert mich diese Scheibe nicht restlos. Vielleicht reibe ich mich auf Dauer zu sehr an Separates kantigem Rapstyle. Möglicherweise beschäftigt mich auch die Frage, wie der Mainzer immer wieder einen Reim auf seine obskure Aussprache "dürch" findet, so sehr, dass ich mich nicht genügend auf seine Texte einlassen kann. Sicher jedoch fehlen dem Album die absoluten Höhepunkte. Bei "12/10er" und "Keine Freunde" trifft die Symbiose aus Beat und Text wie die Faust aufs Auge, die restlichen Tracks fristen ein ansehnliches Dasein im soliden Mittelmaß.
Was Flipstar vor sieben Jahren mit der Zeile "Ich scheiß auf eure klinisch toten Tracks, mein Album stinkt nach Schweiß" umriss, verkörpert 2007 Separate wie kein zweiter. Er war nie ein großer Wortakrobat oder Poet, aber der Prototyp des Arbeitstiers, der seine stärksten Trümpfe - seine Ehrlichkeit und seine allgegenwärtige Liebe zur Rapmusik - auf dieser Platte gekonnt ausspielt. Falls das Kind des Zorns tatsächlich in Rente geht, erweist sich der Albumtitel als wahrhaft gut gewählt. "Ein Guter Tag Zum Sterben" wäre ein würdiger Ausstand.
10 Kommentare
Also ich weiß nicht, was da gemeint wird:
"Auf dem Album fehlen die absoluten Höhepunkte".
Ich meine...klar, das Album hat schon manchmal kleine "Tiefpunkte" jedoch sind z.B. wie Tracks "ein wunderschöner Tag" oder das ziemlich gut gelungene "Nie wieder" schon in einer gewissen Weise "Highlights"...Ehrlich gesagt hätte das Album, meiner Meinung nach, 4\5 Punkte verdient...
Teilweise ist die review not bad, aber dass dem Album die Höhepunkte fehlen kann ich nicht nachvollziehen. Die überwiegende Anzahl der Tracks ist deutlich über dem guten Durchschnitt.
Wenigstens wird eingeräumt, dass Seperate nicht so der Fall des Kritikers ist. Das finde ich ehrlich und macht deutlich, dass eine andere Bewertung auch möglich ist. Würde mind. 4/5 geben.
seperate = uninteressant
wer braucht ein mittelmäßiges arbeitstier, wenn spannenderes passiert?
wo bleibt z.b. die maeckes und plan b rezension?
@ Pelzebub : Bring ihm die Platte !!!!!!! Ich hab sie bis jetz noch nicht kaufen können : 1 mal noch nicht da , 1 mal ausverkauft , und 1 mal in nem anderen Laden wieder nich gehabt
Also die Review geht in Ordnung. Bei mir hätte EGZS vielleicht ein wenig besser abgeschnitten, n halben Punkt, aber das´ ja rein physikalisch hier sowieso nicht möglich.^^ Das mit den Hühepunkten sehe ich auf jeden Fall auch anders, aber naja.
Lustig aber dass sich Mr. Gässlein (aka "Olli Banscho" aka "Kellis" aka ... )über Seppos Art Dinge auf "dürch" zu ryhmen lustig macht. Ich schätze mal das ist der Akzent, oder?
peace
@stielz-one («
Mr. Gässlein (aka "Olli Banscho" aka Kellis aka ... ) »):
..rünnerr schrott, ...