laut.de-Kritik
Mr. Lova Lova im Sinkflug.
Review von Dani Fromm"Throw your hands up!" Mit dieser Aufforderung eröffnet Shaggy sein inzwischen elftes Studioalbum - und offenbart damit gleich in der ersten Minute: Er hat Ice Ts Dokumentarfilm "The Art Of Rap" nicht gesehen.
Zumindest hat er KRS-One nicht aufmerksam genug zugehört. Der nämlich referiert dort ausgiebig, dass man auf diese Tour auf gar keinen Fall einsteigen darf, sofern man etwas auf sich hält. Seinen Stolz hat aber wohl ohnehin an der Garderobe der Großraum-Diskothek abgegeben, wer sich für ein Machwerk wie "Rise" nicht zu schade fühlt.
Immerhin hält sich niemand mit der Vorspiegelung falscher Tatsachen auf. Die erste Nummer bestätigt bereits den Verdacht, den das lieblos gestaltete Booklet keimen ließ. Sofern der gefaltete Zettel, der der Platte beiliegt, diese Bezeichnung überhaupt verdient.
Der Titeltrack macht unmissverständlich klar, wohin der Hase läuft. Zu galoppelndem Beat und Plastiksynthies gibt Shaggy die Marschrichtung vor: "We gotta rise, straight to the top." Schade nur, dass für jemanden, der den Gipfel längst erreicht hat, alle Wege nur noch abwärts führen.
Es tut richtig weh, Mr. Lova Lova auf diesem Sinkflug zu begleiten. Der unwiderstehliche Womanizer, der grandiose Toaster, der Spitzenentertainer - die können doch nicht allesamt den Dienst quittiert haben!? In jedem lasziv gebrummten "Hmmm", im einen oder anderen smooth servierten Vers blitzen sie schließlich noch auf. Doch was, bitteschön, bietet "Rise" dem für eine schäbige Bühne?
"Girls Just Want To Have Fun" steht exemplarisch für den so mut- wie ideenlosen Baukastensound. Man nehme: einen sattsam bekannten Hit, den auch der letzte Karussellbremser mitträllern kann (in diesem Fall von Cyndi Lauper), einen Bummsbeat, der ja keinen überfordert und ein weibliches Gegenstück, damit im Video auch jemand die Hupen schütteln kann. Fertig ist der Prollschuppen-Stampfer. "Hey!"-skandierende Homies für die Hintergrunddeko gibts im Dutzend billiger.
Das Rezept funktioniert, jede Wette, hinterlässt aber, billigem Fusel gleich, Katzenjammer und einen schlechten Geschmack im Mund. Egal, ob mit Akustikgitarre ("Dame"), Schifferklavier ("Diva") oder Mariachi-Trompeten ("Fired Up (Fuck The Recession)") garniert: Das Gefühl, es mit einer in einem Glas Jerk karibisch marinierten Version der Rednex oder bestenfalls mit einem lauen Aufguss von Laid Backs "Sunshine Reggae" zu tun zu haben, lässt sich nicht abschütteln.
Auf halber Strecke geht den Mann mit dem "Sugarcane" dann auch noch die Ausdauer flöten. Wohl doch etwas zu viel getrunken und geraucht, am "End Of The World", was? Danach nämlich nimmt Shaggy das Tempo zurück, unternimmt sogar einen laschen Versuch, ernstere Themen anzusprechen. "Cut like a knife", lamentiert etwa "Hurting". Nach dem Flachwassersurfen der ersten Hälfte von "Rise" hinterlässt dieses Messer dann aber höchstens ein Kratzerchen. "She deleted my number", weint es aus "Get Back My Baby". Ich hege einen vagen Verdacht, wieso.
Einzig zwei Tunes enttäuschen nicht auf ganzer Linie. Die Sirenen und der dubbige Hall in "Just Another Girl" geben der Hoffnung Raum, es endlich doch einmal mit einer tauglichen Produktion zu tun zu bekommen - ehe der Schmachtgesang in der Hook und lahme E-Gitarren-Jodelei selbige wieder zunichte machen.
"World Citizen" rettet Jahcoustix' sonnige Präsenz. Die strahlt so viel Wärme aus, dass der sonst allgegenwärtige Ballermann-Vibe hier ausnahmsweise keine Chance bekommt. "I know we can make it." Dafür müsste man es allerdings erst ernsthaft probieren.
78 Kommentare
Hatte jemand, der sich "Shaggy" nennt überhaupt je Stolz?
Bei einer Shaggy-Rezension mit KRS-One und Ice-T einzusteigen ist ja schon etwas übertrieben. Oder haben die irgendwas miteinander zu tun?
Bei Facebook stand schon "Großraumdisko" und ich dachte: das muss ich hören mal schauen, läuft grad durch.
Edit: mh ok, nicht mein Fall, zu Beachig.
gerade DU machst jetzt einen auf rechtschreibstasi. sachen gibts..
das war großteils altbekanntes, nichts überraschendes. angsthasenstrategie. tape für tape eine enttäuschung
Garret, mach Dich nicht lächerlich, niemand hier, kaum jemand, kann das nachvollziehen - Du stellst mich in ein schlechtes Licht, meine Beiträge waren erhaben. Nur weil DU Dich im US-Bereich sehr gut auskennst war das noch lange nicht altbekannt, kaum einer kennt sich so gut aus wie Du in dem Bereich, außer Jack und Pilsje und die sind ja beide nicht mehr da.. Aber es sind ja alle Tapes noch da, das kann nachvollzogen werden.
Und die Rechtschreibnazi-Meldung war freilich ein Scherz, jeder weiß, dass das nicht meine Stärke ist.