laut.de-Kritik
Hier treffen sich Bossarhythmen mit minimalen Tech-house-beats.
Review von Dominik KrausEs ist vollbracht. Mehr als zwei Jahre nach dem Erscheinen seines rund um den Globus gefeierten Albums "Higher than the funk" beglückt uns Shantel alias Stefan Hantel mit seinem neuen Longplayer "Great Delay".
Nachdem Shantel Anfang 1999 von Frankfurt am Meer (!) nach Tel Aviv übergesiedelt war, begann er dort umgehend mit der Arbeit an seinem nunmehr vierten Album, auf dem offensichtlich die Suche nach der perfekten Synthese von akustischen Elementen und digitalen Sounds im Mittelpunkt steht. Das Ergebnis dieser ambitionierten Suche ist sehr soft, sehr rund und sehr harmonisch. Hier treffen sich Bossarhythmen mit minimalen Tech-house-beats, das E-piano perlt, die 303 blubbert quite spacy vor sich hin, und die Bläsersätze kriechen freundlichst arrangiert ins Unterbewusstsein und sorgen dort für ein Höchstmaß an Entspannung. Dazu schwebt über allem der äußerst virtuos vorgetragene Umgang Hantels mit dem Delay, auf den völlig zu Recht im Albumtitel verwiesen wird.
Insgesamt bewegt sich "Great Delay" irgendwo zwischen Pop, Downbeatgeschichten à la K&D (die ja auch beim Vorgänger schon z.T. als Co-Produzenten am Start waren) und Ambient-Relaxogrooves. Manchmal kann man ein wenig Massive Attack erahnen, ein anderes mal schaukelt für einen Moment Rainer Trüby auf seiner Bossawolke vorbei. Stets jedoch findet Shantel eine eigene exklusive Mixtur der genannten Soundzutaten, alles auf musikalisch höchstem Niveau - nicht umsonst hat sich Shantel bei den Aufnahmen zu "Great Delay" eine kleine Armada von Streicherquarteten, kleinen Bläseresembles, Vokalisten und sonstigen, meist befreundeteten Gastmusikern ins Studio eingeladen.
Nur gegen Ende hin wird's dann ein bisschen blasser und beliebiger, weshalb die Traumnote 5 leider nicht vergeben werden kann. Den Freund lässiger, intelligenter, moderner Popmusik (das ist in diesem Fall ein Ehrentitel) wird's nicht stören. Alles ist gut.
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