laut.de-Kritik
Themen, die "Vierzigjährige wirklich beschäftigen".
Review von Vicky ButscherZufrieden hört sich Sheryl Crow auf ihrem selbstbetitelten Neuanfang an. "Die "Best Of" war sozusagen der Abschluss einer bestimmten Schaffensperiode", erklärt Miss Crow. Sie wolle nun Musik zu Themen veröffentlichen, die "Vierzigjährige wirklich beschäftigen". Jaja, das war es wohl mit dem Rock'n'Roll. Nie mehr "All I wanna do is have some fun/Until the sun comes up over Santa Monica Boulevard."
Hat Lance Armstrong sich da also ein Hausmütterchen in die Bude geholt? Ihm sollte das ja eigentlich recht sein, jetzt, da er seine Rolle als Profisportler überaus erfolgreich beendet hat. Aber nicht so vorschnell, noch singt Mutti Crow ja weder von der lustigen Tupperparty, noch vom Windelwechseln. Viel mehr geht es um Gefühle, Verluste und andere, tiefer schürfende Stimmungen, die Sheryl ihren Fans mit "Wildflower" direkter denn je mitteilen möchte.
Dazu holt sie sich Profis an den Instrumenten hinzu. Da slidet die Gitarre im Intro zur Single "Good Is Good", es beruhigt das glasklare Klavier auf "Where Has All The Love Gone", durch das im Refrain zarte Streicher schweben. Leider kommen die Kompositionen da nicht hinterher. Nein nein, von Unprofessionalität kann hier nicht die Rede sein. Doch es plätschert zu sehr. Der Drive fehlt, die Songs sind zu gleichartig. Sie drücken keine bunte Palette an Emotionen aus, sondern drehen sich um immer ähnlich colorierte Emotionen.
Im Opener "I Know Why" oder dem akustischen Titeltrack klingt das noch luftig-entspannt, bei "Perfect Lie" geerdet und ein wenig nach einer sich nach Liebe verzehrenden Neunziger-Ballade. Doch schon bald folgt die Ernüchterung: "Good is good and bad is bad". Danke für diese Feststellung. Genau so belanglos, wie diese Aussage plätschert auch der nach dem simplen Schunkel-Schema - mit kleinem Gemütsausbruch im Refrain - gestrickte Song.
Damit macht sie sicher die Produzenten von Sendeformaten wie Wetten Dass..? glücklich. Thomas Gottschalk freut sich sicher riesig auf Besuche der Miss Crow-Armstrong. Das Stefan Raab-Publikum allerdings, das hat die Dame im Besten Alter mit dieser recht eintönigen Gefühlsoffenheit verloren.
1 Kommentar
Mir egal. Ich bin noch keine 40 und feiere dieses Album trotzdem.