laut.de-Kritik

Eine Frischzellenkur für den Ostrock.

Review von

"Es ist nicht ganz leicht / das alles hier unter einen Hut zu zaubern", singt Anna Loos in "Der Kreis", klingt dabei jedoch alles andere als mutlos. Brauchen Silly auch nicht sein: "Kopf An Kopf" setzt die 2010 begonnene Neubelebung der Ostrocklegende fort.

Nach der Midtempo-Eröffnung "Kopf An Kopf" überrascht das optimistische "Dein Atlantis" mit federnden Beats, die sogar direkt auf die Tanzfläche einladen. Für den Refrain findet die Nummer aber wieder in die Rockschiene zurück. Uwe Hassbecker packt dazu sicherheitshalber satte und kräftige E-Gitarrenklänge aus.

Auch politische Themen finden bald ihren Platz wie etwa im nachdenklichen Track "Vaterland". Hier stellt Anna Loos Dissonanzen zwischen Waffenexport-Politik und höheren Werten fest. Und gibt damit Einblick in die innere Zerrissenheit, was Nachdenken über Deutschland auslöst: "Wie lieb ich so'n Land / mit Herz oder Verstand / blind / oder mit Blick über den Rand?", lauten die Fragen. Ebenso konträr gestaltet sich das Arrangement zwischen den Polen von leiser Akustik und wuchtig knüppelnden Drums.

"Deine Stärken" gefällt als pianodominierte Ballade, die die Zweisamkeit einmal gänzlich anders als nur aus dem herkömmlichen Herzschmerzwinkel beleuchtet. Hier dreht es sich um gegenseitig zugestandene Fehler, die aber gerade das eigentliche Miteinander ausmachen - da droht Feuerzeugalarm bei kommenden Tour.

Anrührend gerät "Blinder Passagier", die Hommage an die verstorbene Ur-Sängerin Tamara Danz. Mit ihrer kraftvollen Intonation macht Anna Loos sich die Nummer so zu eigen, als wärs schon immer ein Teil von ihr. Mit dem Song "Ohne Dich" gelingt zum Ausklang ein weiteres bewegendes Erinnern an Tamara.

Was sich die Band problemlos leisten kann, denn Silly 2013 besitzen längst ein ganz neues Profil. Spätestens seit Anna Loos auf "Alles Rot" für willkommene Auffrischung sorgte. Sie ist auch treibende Kraft innerhalb des Bandgefüges und zeichnet fürs Gros der Lyrics verantwortlich.

Ein Extra-Lob gebührt der Produktion. "Kopf An Kopf" ist ein Fest für die Ohren, was Transparenz des Sounds und klare Arrangements angeht. Der Aufbau der Tracks fällt in den Bereich klassischen Rock-Handwerks, passt schon. Immerhin besitzen Silly-Songs mehr Nährwert als die jüngst doch arg altbacken daher kommenden Puhdys.

Trackliste

  1. 1. Kopf An Kopf
  2. 2. Dein Atlantis
  3. 3. Lotos
  4. 4. Deine Stärken
  5. 5. Blinder Passagier
  6. 6. Blutsgeschwister
  7. 7. Vaterland
  8. 8. Deine Stimme
  9. 9. Verkehrte Welt
  10. 10. Die Welt Wird Hell Sein
  11. 11. Wo Fang Ich An
  12. 12. Spring
  13. 13. Im Kreis
  14. 14. Im See
  15. 15. Ohne Dich

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