laut.de-Kritik
Zeit für die nächste Grammy-Nominierung?
Review von Eberhard DoblerUnglaublich, bald zwei Jahrzehnte sind Skeleton Key am Start. Seitdem schifft der Vierer um Erik Sanko in den Untiefen des einerseits amtlichen Alternativerocks/Posthardcores und andererseits kontrollierten Experiments umher.
Denn auch zehn Jahre nach "Obtainium" bieten die New Yorker erstaunlich eingängige Vocals, nachvollziehbare Songstrukturen sowie grooveorientiertes Drumming auf - nur um diese im nächsten Moment in Fetzen zu kleiden, die da heißen Noise oder Aggression ("Spineless"). Das macht sie durchaus unverwechselbar.
Dafür mitverantwortlich zeichnet das vierte Bandmitglied, seit 2005 Ben Clapp, der auf allem herum schlegelt, was er in die Hände kriegt. Schrottmusik könnte man das nennen, andererseits sorgen seine handgemachten Industrial-Percussions für mehr Bewegung im Gesamtsound und machen viel der unkonventionellen Note der Band aus.
Letztere befördert aber in erster Linie Gitarrist LeBlang, der reichlich Dissonanz und Störfeuer in die Arrangements einbaut, sollte je die Gefahr von zuviel Wohlklang bestanden haben - Stücke wie das mit subtilen Harmonien bestückte "Fear Of Stalling" finden exakt den Weg dazwischen.
Mehr auf die Zwölf haut der schwer groovende Titeltrack: ein straighter Moshrefrain mit synkopierten Strophen fliegt dem Hörer um die Ohren. Und "The Denialist" und "Machine Screw" - dreckige Rockgranaten, schreit man als Fan der 90er begeistert.
Gerade in den Refrains gebärden sich Skeleton Key unerhört massentauglich ("Human Pin Cushion"), werfen aber so viele akustische Rauchbomben dazu, dass der gemeine Rockhörer kaum den klaren Blick behält. Denn Tracks wie "Little Monster" besitzen Minimum Semihit-Qualität.
Genau diese auf starke Kontraste ausgerichtete Bandphilosphie dürfte den Durchbruch der Skeletons auf breiter Front verhindert haben. Denn passagenweise kommen nicht nur Assoziationen mit den Red Hot Chili Peppers (der harte Funkrock "Museum Class") auf - die New Yorker arbeiten eben drei Stufen experimenteller.
Das schmeckte nicht nur Produzent Bryce Goggin (u.a. Evan Dando, Pavement oder Ramones), der den direkten und trockenen Sound der Platte verantwortet, sondern auch dem Bregenzer/New Yorker Grafikkünstler Stefan Sagmeister (u.a. Rolling Stones). Der sorgte schon beim Albumdebüt 1997 fürs Artwork und eine Grammy-Nominierung. Für Letztere wärs langsam mal wieder Zeit.
2 Kommentare
Richtig gute Platte! Bitte alle mal Little Monster hören!
Ja, ein einziges Highligt, diese PLatte. Hier darf auch gerne mal die 5/5 aus der Schublade geholt werden.