laut.de-Kritik
Spielfreudiger Speedblues-One-Night-Stand.
Review von Manuel BergerWer Slash in den vergangenen Jahren live erlebt hat, weiß: Der Mann will einfach nur spielen. Er redet nicht viel, er zeigt dem Publikum eher selten, dass er es hinter seiner Sonnenbrille überhaupt wahrnimmt, nudelt dann aber auch mal ein zwanzigminütiges Solo – einfach, weil er Bock drauf hat. Das ist wohl auch der Grund, warum der Zylinderträger trotz Guns N' Roses-Reunion sein Soloprojekt am Leben hält. Zwar nervte er auch bei Gunners-Konzerten manchen Besucher mit ellenlangen Soli, trotzdem ist Axls Geldmaschine eben nicht allein sein Spielplatz – ganz im Gegensatz zu "Living The Dream".
Wer auf Slashs Gitarrenspiel steht, für den ist die dritte Zusammenarbeit mit Myles Kennedy & The Conspirators ein Mekka – jedenfalls solange es nur darum geht, seinem Stil zu lauschen und davon gut unterhalten zu werden. Wer nach Songs sucht, die ins Langzeitgedächtnis wandern, sucht vergeblich. "Living The Dream" ist gut, keine Frage, die Riffs und Melodien zeugen immer noch von Kreativität und Spielfreude, rauschen aber allzu oft einfach durch.
"Living The Dream" wirkt ein wenig, als flössen Kreativität und Spielfreude zwar in rauen Mengen durch Slashs Venen. Nur so richtig Lust, das in Songs zu verpacken, hatte er wohl nicht. Steht das dominante Motiv, packen Slash & Co. einfach die nächstbeste nachvollziehbare und glatte Begleitung dazu, um das Arrangement zu vervollständigen. Es fehlen Momente, die klar herausstechen. Deswegen ist "The Call Of The Wild" trotz teilweise ähnlichen Vibes kein "Paradise City".
Auch deshalb hat man das Gefühl, dass im Vergleich zum Vorgänger "World On Fire" etwas das Feuer verloren ging. Der Band sitzen weniger Hummeln im Arsch, sie agiert insgesamt gediegener, es müffelt nach bloßer Sessionarbeit. Myles Kennedy zum Beispiel singt seinen Fähigkeiten entsprechend gewohnt stark, mehr als nötig leistet er aber diesmal nicht. Ein paar coole Hooks präsentiert er trotzdem, wie etwa im herrlich lockeren "Mind Your Manners".
Wirklich strahlen kann der Alter Bridge-Mann so nur in den gesanglich dankbaren Balladen "The Great Pretender", "The One You Loved Is Gone" und "Lost Inside The Girl". Die bringen außerdem Abwechslung in Slashs Speedblues-Fest. Und: "Lost Inside The Girl" nervt zwar mit lyrischen Plattitüden ("Forbidden fruit that tastes so sweet"), bietet dafür ein grandioses Gitarrensolo. Trotz allen Mäkelns: Wegen solcher Momente ist "Living The Dream" sein Geld eben doch wert. Fast ebenso schön sind die Gary Moore-Gedächtnissounds in "The Great Pretender".
"Living The Dream" hat etwas von einem One-Night-Stand: Macht Spaß, befriedigt, wiederkehren muss man nicht unbedingt. Wobei: Wenn bei den kommenden Liveshows der Spielspaß der Truppe bei den neuen Nummern voll zur Geltung kommt und weniger von Songstrukturen gehemmt wird, lohnt sich eine Wiederkehr wahrscheinlich doch...
1 Kommentar mit 4 Antworten
Finde drei Sterne etwas streng. Es ist ein solides Album mit einigen guten Momenten. Es konnte World on Fire nicht steigern, aber das ist auch ne hohe Messlatte
so wie du das album mit deinem post beschreibst scheinen drei sterne passend zu sein. (solides album mit einigen guten momenten)
Lustig, das gleiche wollte ich ihm auch antworten^^
Na ihr seid mir ja zwei Schnuffies. Vielleicht solltet ihr euch mal treffen?
Nur wenn du mit kommst