laut.de-Kritik
Leute, lasst etwas Klopapier für andere übrig!
Review von Christian KollaschDeutschland im März 2020: Aus Angst vor dem neuartigen Coronavirus horten viele Menschen Klopapier und Nudeln, als wäre die Zombie-Apokalypse schon ausgebrochen. Das Thema dominiert die Medienlandschaft so stark, dass der rechtsextreme Terror und der Klimawandel zumindest zeitweise aus den Köpfen zu verschwinden scheint. Das neue Jahr lieferte in dreieinhalb Monaten jedenfalls genug Stoff, um die Stirn in Falten zu legen.
Dass die altgedienten Polit-Punks Slime mit ihrer neuen Platte "Wem Gehört Die Angst" nach über 40 Jahren Bandgeschichte so sehr am Puls der Zeit liegen, hätten sie vielleicht selbst nicht gedacht. Ob nun angebracht oder irrational - die Welt ist in den letzten Wochen gefühlt ein gutes Stück ängstlicher geworden. Da kommen die Hamburger mit ihrem geerdeten Pragmatismus genau zur rechten Zeit.
"Lasst euch mal nicht verrückt machen", bildet die Kernaussage des Openers und Titeltracks. Dabei zielen Slime vor allem auf die Hetze und Meinungsmache vom rechten Rand der Gesellschaft ab, der die Angst als Mittel zum Wählerfang instrumentalisiert. Bürger zu 'besorgten Bürgern' machen lautet die Devise: "Die Angst kann uns entzweien / Die Angst kann uns ausbeuten / Viel zu viele haben Angst / Vor den falschen Leuten", schließt Frontmann Dirk Jora diesen energetischen Startschuss und liefert passende Worte für diese leicht chaotische Zeit.
Klanglich liefern Slime das ab, wofür sie seit den Achtzigern stehen: Auf "Wem Gehört Die Angst" versammeln sich größtenteils geradlinige Retro-Punk-Tracks, die ungeschliffen und ehrlich zum Mitgrölen anregen. Melodischer geht es etwa im Nostalgie-Overload "Paradies" zu, in dem Jora auf Anti-Atomkraft-Proteste und Rio Reiser zurückblickt. Bei dem heiteren Refrain könnte man die brutalen Auseinandersetzungen von Polizei und Anti-Brokdorf-Demonstranten Anfang der Achtziger glatt für eine friedliche Menschenkette mit Blumenkränzen halten. Slimes Retrospektive scheint von leichter Altersmilde durchzogen.
Deutlich energischer geht die Band mit aktuellen Themen wie dem Klimawandel in "Wenn Wir Wollen" um. Auch wenn der Protest der Fridays-for-Future-Bewegung nicht mehr viel mit Iros und Sicherheitsnadeln zu tun hat - die Auflehnung gegen das Establishment bleibt Punk und so reiht sich auch Slimes dystopische Zukunftsvision von Hamburg als Atlantis wunderbar in die Proteste ein: "Ich war niemals Öko, doch auch ich hab's längst kapiert / Diese Haltung 'Nach uns die Sintflut' finde ich degeneriert", stellt Jora klar. Die Schüler auf den Freitagsdemos würden wohl sagen "Thank you, Boomer".
Ebenso scharf rechnen die Hamburger mit den ewig Unzufriedenen ab, die ihren Frust mit rechtem Gedankengut zu kompensieren versuchen. Bissig und pointiert geht es in "Weißer Abschaum" Wutbürgern, Verschwörungstheoretikern und Konsorten an den Kragen: "Dein Selbstmitleid stinkt zum Himmel / Deine Seele ist verschimmelt / Deine Sprüche hat dir niemand geglaubt / Du kannst die Welt nicht mehr verstehen / Willst die Uhr nach hinten drehen / Heute bist du nur noch dumpf und verfault".
Slime gehen hier sogar so weit und thematisieren Kindesmissbrauch in drastischer Sprache und grenzen damit hart an die Geschmacklosigkeit. Der widerliche Kloß im Hals, der sich bei der Passage bildet, gehört wohl aber auch zur Intention der Band. Eher dumpfe Lyrik findet außerdem im Punk-Metal-Hybriden "Masse" statt. Der Reim "Die Masse hat keine Klasse" wirkt mittlerweile doch sehr abgeschmackt. Immerhin hauen die druckvolle Produktion aus dem Studio von Gitarrist Christian Mevs und die entfesselten Gitarrensoli den Song aus dem Mittelmaß raus.
Mit "Solidarity" steht am Schluss des Albums noch ein Highlight an, das zusammen mit dem Liedermacher Bill Collins entstand. Der englischsprachige Song verdrischt mit einer Bouzouki den Faschismus im Eiltempo und greift gleichzeitig das Thema Zusammenhalt vom Anfang wieder auf. Damit liegen Slime zurzeit auch goldrichtig. Leute, lasst etwas Klopapier für andere übrig, das wird schon. Und auch wenn Slime auf "Wem Gehört Die Angst" gelegentlich über die eigene Vergangenheit stolpern: Mit ihren kernigen Aussagen zum Zeitgeschehen bleiben sie erfrischend relevant.
3 Kommentare mit 31 Antworten
leider müll, wenn auch nicht so komplett beschissen wie das album davor.
wer im bereich der härteren deutsche stromgitarrenmusik meilensteiniges hören will, oder einfach generell ein freund anspruchsvoller und qualitativ hochwertiger musik ist, sollte natürlich zum grandiosen neuen output der onkelz greifen. aktuell einfach das beste, was aus diesem land seit langen dbzgl. released wurde.
viva los tioz
Hast du eigtl mal über eine Löschung nachgedacht?
nein, du?
Nein, aber bei mir besteht da ja auch absolut gar kein Grund. Bei Dir hingegen...
also eigentlich besteht schon grund bei dir.
schaut man sich deine letzten comments hier so an, verlangst du ständig von ehrbaren communitymitgliedern sich zu löschen.
und dieses ständige wiederholen wirkt halt wirklich nicht sonderlich geistreich.
gut, viele mögen jetzt sagen, dass war ja auch eh noch nie sein ding, aber eine zeitlang hatte es zumindest unterhaltungswert
denke mal, deine geschichte hier ist auserzählt. macht doch mal eine pause vom internet und schau dir die welt an. italien soll ja ganz zauberhaft um diese jahreszeit sein, hast es doch nicht weit, schauste dir mal an, hmm?
Du solltest "denken" aus deinem Vokabular streichen, kauft dir sowieso niemand ab.
stand der gag heut auf deinem fips asmussen klokalendar von 1975?
"Alle gegen alle" und "Yankees raus" sind schon Klassiker, damals gerne gehört.
hör ich auch heut noch gerne.
"deutschland muss sterben" sowie "block e" ebenfalls klassiker, wobei sie sich ja leider live weigern zweiteres noch zu spielen...einfach zuviele speckpesel im publikum heutzutage
Befremdlich "deutschland muss sterben" von Dir zu hören. Was sagen denn da Deine Compagnons vom Flügel dazu?
Dieser Kommentar wurde vor 4 Jahren durch den Autor entfernt.
gut, dass mit den akw's, raketen und panzern hat sich ja nun inzwischen erledigt.
auf die aktuellen politischen verhältnisse gemünzt, könnte der song aber auch sicherlich einem lutz bachman auf einem seiner montaglichen spaziergänge fröhlich über die lippen gehen.
wahrscheinlich sogar eher als der frau roth.
lediglich eine frage der interpretation im zeitlichen kontext
Ah stimmt, du bist ja auch ein Experte für braune Umtriebe, ist mir in der Zwischenzeit entfallen.
kein ding, demenz ist bei menschen mit fortgeschrittener pflegestufe halt auch kein seltener gast
Mach Dich nicht lächerlich. Hier gab es in der Zwischenzeit halt genug andere besonders herausgeforderte User um die ich mich kümmern musste, da kann so ein kleines Detail schonmal untergehen. Aber ich gelobe natürlich Besserung, wird mir nicht mehr passieren.
Sachen gibts, ausgerechnet der Anführer der braunen Horden unterstellt mir derartige Tendenzen
MannIN bedient sich nur der braunen Rhetorik um den braunen Mob von innen heraus zu entlarven.
Er ist somit schuld- und die Vorwürfe haltlos.
@ mannin
hoffe ja, dass du das schnäbbelchen da mal wieder nicht zu voll genommen hast.
außer deinem hysterisch vorgetragenen vielfachen wunsch nach auslöschung anderer (scheint ja übrigens son steckenpferd von euch linksgrünen gutmenschen zu sein, schaut man sich mal so eure "strategiekonferenzen" an) hab ich hier bei kurzer recherche eigentlich nichts maßgebliches dbzgl. von dir gefunden.
besserung in der sache wäre da sicherlich angebracht, aber flasche leer scheint halt eben mehr dein ding zu sein
Der dumpfbraune Craze und der linksversiffte Sodi, dass ich das noch erleben darf. Als alter Wendehals entscheide ich mich jetzt gar nicht für ein Team, beides meine Brudingos, Grüße gehen raus.
Es ist wirklich absurd wie ihr kleinen Lemminge euch vom Meurervirus habt infizieren lassen.
Ach was, keine Spur. Aber es ist einfach so supernice, dass Meuri Deine Sprache "analysiert" hat und Dich überführt hat wie Sherlock, das muss man doch zelebrieren!
Ja, Stephan hat mich und meine Crew aus Klonschafen als waschechte Supernazis überführt.
craze ein nazi?!
wahrlich schlimme zeiten, in denen wir leben
Sag bloß Du hast das verpasst.
nuja, habs hier a weng schleifen lassen, aber insgeheim hab ich es natürlich immer gewußt
Dieser Kommentar wurde wegen eines Verstoßes gegen die Hausordnung durch einen laut.de-Moderator entfernt.
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Wir sollten Meuri mal fragen, ob er das mit den Meeressäuger-Anspielungen überhaupt rafft.. ich kriege das Bild nicht mehr vom geistigen Auge, wie er einfach analysierend af auf der Sandbank liegt und sich wallend und schnaubend hin und herrollt.
und ab und an einen Pinguin vergewaltigt.
Kannst ihn mal fragen, ich glaube wenn du ihm eine Sardine zuwirfst, schreibt er dir einen Blogeintrag dazu.
wir alle wissen das craze, mit ausnahme seiner gelegentlichen tourette anfälle, eigentlich ein korrekte dude ist. ein restrisiko bleibt jedoch. was ist, wenn speedie mit seiner einschätzung recht hatte? wie sollte man den braunen umtrieben hier zukünftig begegnen? wie kann man craze auf den demokratischen pfad der tugend zurückholen?
Album hat mir überraschend gut gefallen. Für mich ne 4/5