laut.de-Kritik
Ein Coveralbum, das aus der Reihe fällt.
Review von Kai ButterweckAnja Plaschg alias Soap&Skin spielte im Jahr 2022 auf dem Donau Festival und kam dort auf eine musikalische Idee der ganz besonderen Art. Berauscht von einem Abend, an dem sie sämtliche über die Jahre entstandenen Coverstücke zum Besten gab, entstand der Grundgedanke für "Torso", ein Studioalbum auf dem sich die Künstlerin ausschließlich mit ausgewählten Coversongs beschäftigt.
Statt wie Originalinterpret Sufjan Stevens mit der akustischen Gitarre, lässt Soap&Skin die melancholische Stimmung des Openers "Mystery Of Love" von einem Klavier und zarten Posaune-Tupfern begleiten. "God Yu Tekem Laef Blong Mi", ein A-capella-Stück, das Kinofans aus dem Kriegsfilm "Der Schmale Grat" bekannt sein dürfte, kommt dem Original sehr nah. Das traurige "Born To Lose" schluchzte einst Shirley Bassey ins Mikrofon. Bei Soap&Skin wird die Stimmung nicht besser. Die Protagonistin hat das Talent dafür, nah am Original zu bleiben und dennoch etwas ganz Neues zu kreieren. Dabei steht die spartanische Instrumentierung genauso im Vordergrund wie die nicht immer in der Spur bleibenden Gesangslinien.
Während Cat Powers "Maybe Not" schert sich die Österreicherin in den langgezogenen Vocals-Passagen nicht um technische Klarheit, sondern nur um das Transportieren der passenden Stimmung. Das bereits bekannte "Voyage, Voyage" fungiert als stabile Brücke zwischen dem ersten und dem zweiten Albumteil.
Die leidende Trompete leitet Tom Waits' "Johnsburg, Illinois" ein. Drei Minuten später spitzen Fans von David Bowie die Ohren. Der Groove von "Girl Loves Me" passt wie die Faust aufs Auge. Nur die tiefen Streicher zwischen den Versen wagen sich in tiefere Soundgefilde.
Mit ruhiger Hand und noch ruhigerer Stimme holt Soap&Skin die Sterne vom Himmel ("Stars" von Janis Ian). Und dann ist da am Ende auch diese eine One-Hit-Wonder-Hymne aus den Neunzigern. Erinnert sich noch jemand an die 4 Non Blondes und ihre Über-Nummer "What's Up?" Während knarzige Effekte für eine bedrohliche Grundstimmung sorgen, hält Soap& Skin mit fast schon lieblichem Gesang dagegen. Das Experiment geht auf. Am Ende vereint sich alles zu einem dynamischen Final-Feuerwerk. Großartig.
Soap&Skin präsentiert ein Coveralbum, das definitiv aus der Reihe fällt. Statt gängiger Gassenhauer wühlt die Protagonistin tief im Musikarchiv. Und statt sich einfach nur mit fremden Federn zu schmücken, bastelt sich Soap&Skin ihr eigenes Soundkleid zusammen. Und das sitzt und passt wie angegossen.
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