laut.de-Kritik

Im Norden nichts Neues.

Review von

I, II, III, IV, V, VI, VII. Was sich liest wie die Schiefertafel einer römischen Grundschule sind in Wirklichkeit die Namen der bisherigen sieben Alben der Norweger von Spidergawd. Per Borten und seine Mitstreiter aus Trondheim sind offensichtlich Freunde der Beständigkeit und so war von Anfang an allen klar, der achte Longplayer würde schlicht "VIII" betitelt. So manchen Rockfans aus dem hohen Norden dürfte vor Schreck das Smørbrød in den Kaffee gefallen sein, als eben dieses Album mit dem beinah überbordenden Titel "From Eight To Infinity" angekündigt wurde. Was sollte das bedeuten? Eine musikalische Neuausrichtung? Ein letztes Album für die Unendlichkeit?

Am Grundrezept hat das nordische Quintett jedenfalls wenig geändert. Verwurzelt in der New Wave of British Heavy Metal und dem Hardrock der 70er Jahre, gibt es auch auf "From Eight To Infinity" rifflastigen Heavy Rock mit eingängigen Melodien, virtuos komponiert und gespielt. Man fühlt sich bei der melodiösen Treffsicherheit von Per Borten und seiner Truppe manchmal unweigerlich an die Foo Fighters erinnert, der Pop-Appeal der Trondheimer ist auch auf Lonplayer Nummer acht fester Bestandteil. Ebenso steuert der französische Künstler Émile Morel das (wie immer wunderschöne) Covermotiv bei. Never change a running Huskyschlitten, wie man in Norwegen sagt. Bei Mutti schmeckt’s ja auch am besten.

Der Opener "The Grand Slam" nimmt einen sofort mit in ein inneres Stadionerlebnis mit trockenen Riffs und Mitsing-Refrain, man kann den Chor der Tausenden förmlich hören. "Revolution" steigt noch eine Stufe höher auf der NWOBHM-Leiter und steht noch etwas breitbeiniger auf der Festivalbühne. Am Anfang und Ende beider Songs hört man auch, dass Spidergawd nach wie vor mit Rolf Snustad am Saxophon einen im Rock seltenen USP ihr Eigen nennen. Der tiefe Bariton lugt aber nur selten wirklich wahrnehmbar hinter dem dichten und opulenten Mix hervor.

Mit dieser Marschrichtung rollt die Scheibe auch auf den nächsten Songs weiter. "One In A Million", "Confirmation" und "200 Miles High" sind allesamt hochwertig komponierte und gespielte Heavyrock-Songs. Die Kollegen Brynjar Takle Ohr (Gitarre), Hallvard Gaardløs (Bass) und Kenneth Kapstad (Drums) sind ebenfalls Meister ihres Fachs und sollen nicht unerwähnt bleiben. Es gibt aber irgendwie wenig zu beschreiben. Riff fein, Hook eingängig, toll gespielt. Es fehlt ein wenig an Abwechslung. Auf "The Hunter" drehen die Norweger das erste Mal etwas am 'Hart'-Knopf. Der Song ballert Maiden-mäßig etwas eindrücklicher als das bisher Gehörte, angetäuschtes Song-Ende als Tarnung für ein ordentliches Gitarrensolo zum Schluss inklusive. "The Ghost Of Eirik Raude" geht straight nach vorne und folgt dem Grundprinzip des Albums.

Die Schlussnummer "Winter Song" zeigt sich dagegen als langsam dahinwandelnde Hardrock-Ballade und schlägt nachdenkliche Töne an. Ebenso nachdenklich bleibt der Eindruck auch nach mehrmaligem Hören. "From Eight To Infinity" ist ohne Frage ein gutes Album und Spidergawd gehören nach wie vor zum Besten, das die Hardrock-Szene in Europa zu bieten hat. Es fühlt sich daher fast ein bisschen unfair an, aber im achten Anlauf zündet das bewährte Rezept nur noch stellenweise. Ein bisschen so, als würde einen der Klassenprimus mal ausnahmsweise nicht von den Socken hauen. Eigentlich gibt es nichts auszusetzen, aber diesmal nimmt’s mich einfach nicht so mit.

Trackliste

  1. 1. The Grand Slam
  2. 2. Revolution
  3. 3. One In A Million
  4. 4. Confirmation
  5. 5. 200 Miles High
  6. 6. The Hunter
  7. 7. The Ghost Of Eirick Raude
  8. 8. Winter Song

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