laut.de-Kritik
Drei Damen lassen's krachen.
Review von Kai ButterweckWährend drei in luxuriöse Abendgarderobe gehüllte Damen auf einem kuscheligen Lammfell hockend ins Nirgendwo blicken, beschnuppern sich vier nackte Jesus-Statuen im Hintergrund unter den Achseln. Das Coverfoto des "Star & Dagger"-Debüts erinnert eher an ein Greys Anatomy-Billboard, als an das Premieren-Pic einer Band, deren Verantwortliche im Laufe der letzten zwei Jahrzehnte wohl mehr Hochprozentiges durch ihre Blutbahnen fließen ließen als sämtliche Notaufnahme-Patienten im Seattle Grace Memorial Hospital zusammen.
Wer's nicht glaubt, der kann ja mal bei Lemmy, Rob Zombie oder den Cycle Sluts From Hell durchklingeln und nachfragen. Die werden bestätigen, dass man mit Damen wie Sean Yseult, Dava She Wolf und Von Hesseling wunderbar die Sau rauslassen kann. Man kann aber auch einfach nur auf Play drücken, denn keine zehn Sekunden später dürfte auch dem letzten Zweifler klar werden, dass die Musik von Star & Dagger nur wenig mit der eines Herzschmerz-Soundtracks à la Greys Anatomy gemeinsam hat.
Als hätten sich L7 vor 20 Jahren statt dem Grunge dem Bluesrock verpflichtet gefühlt, rotzen die drei Ladys zusammen mit ihrem Drummer Dustin Crops einen whiskeygetränkten Powerchord-Hustenreizer nach dem anderen aus den Boxen. Das knallt mitunter auch recht ordentlich – wäre da nur nicht Von Hesselings ausdruckslose Stimme.
Wie ein Transplantationsorgan, das in einem neuen Körper verzweifelt nach Anschluss sucht, bettelt sie um Anerkennung. Doch die bluesigen Desert-Riffs können mit dem Gebotenen an vorderster Front nur wenig anfangen. Immer wieder zieht sich der in sich stimmige Background zurück und kocht sein eigenes Süppchen, während sich Van Hesseling weiter vorne zwar redlich müht, aber letztlich über den Singstar-Modus nicht hinaus kommt.
So verlieren gehaltvolle Stoner-Rocker wie "Sidewinding", "Your Money" oder das doomige "Used To Me" schnell an Wert, sobald sich die fauchende Blondine ans Mikrofon stellt. Einzig das finale "Mama Was A Grifter" überzeugt in seiner Gesamtheit - dank des Einsatzes eines Vocal-Verzerrers.
Die drei Damen aus dem Stoner-Morgenland machen vieles richtig. Einzig das Herzstück erweist sich als Fremdkörper. Dumm nur, dass ohne pochende Pumpe jeder noch so fitte Körper früher oder später den Geist aufgibt.
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