laut.de-Kritik
Pumpende Rhythmen kämpfen mit sphärischen Elektro-Einwürfen.
Review von Kai ButterweckScheinbar euphorisiert von der öffentlichen Resonanz auf ihr erst vor zwölf Monaten vom Stapel gelassenes Debütalbum "The Mustache Mozart Affair" warten die drei Salzburger Avantgarde-Nerds von Steaming Satellites dieser Tage bereits mit ihrem zweiten Studiowerk auf. Abermals treffen die crunchigen Vocals von Sänger Max Borchardt auf ausgeklügelte Sci-Fi-Soundlandschaften und hinterlassen dabei eine oberflächlich verschrobene Melange aus Pop, Rock, Soul und Elektro.
Die anorganischen Spielereien, die bereits auf dem Debütalbum für akzentuierte Space-Einschübe sorgten, treten auf "Slipstream" noch mehr in den Vordergrund. Immer wieder werden Songs wie "Another Love", "Another Try" oder "Timezone" durch eingestreute Mystik-Synthies und Effekte vom erdigen Fundament getrennt, ohne aber in allzu ferne Welten zu entschwinden. Dafür sorgt allein schon das stets markante Auftreten des Frontmanns, für dessen Organ jede zweite ambitionierte Stadionrock-Combo wohl ihre gesamte Bandkasse opfern würde.
Max Borchardt hält alles zusammen: Wenn sich pumpende Rhythmen mit sphärischen Elektro-Einwürfen bekämpfen und die Handmade-Branche versucht, meterhohe Android-Mauern zu überwinden, dann ist der Mann an vorderster Front zur Stelle. Mit offenen Armen und einem breiten Grinsen im Gesicht stiftet er nicht nur Frieden, sondern sorgt für ein kaum für möglich gehaltenes Miteinander, bei dem sich jede Partei von ihrer Schokoladenseite präsentieren kann.
Egal ob betäubend chillig ("Anyone"), unter einer Strobo-Diskokugel tanzend ("Timezone"), mit einem Übermaß an berührenden Harmonien versehen ("So I Fell Down"), oder vertrackt rockend ("Rudder"): Jedweder vermeintliche Sound-Grabenkampf verwandelt sich bereits nach wenigen Momenten in ein ekstatisches und energetisches Beieinander. Dabei entsteht ein großes Rundes mit massenhaft Ecken und Kanten, dass sich trotz aller herausragender Splitter spielend leicht seinen Weg durch die Boxen bahnt.
Aus Feinden werden Freunde, und selbst das kälteste Pfund Butter öffnet seine Mitte, wenn das herannahende Messer nur heiß genug ist. Die Österreicher gehen auf ihrem zweiten Album mit allerhand heißem Besteck zu Werke, sodass sich am Ende nahezu alles öffnet! Hereinspaziert und genießen!
1 Kommentar
Wow, Slipstream ist ja mal ein Brett:
http://www.youtube.com/watch?v=32PnXyTFzQ0
Hab' noch nie was von denen gehört, aber jetzt wird es höchste Zeit.