laut.de-Kritik
Modern Jazz mit Sitar, Udu und Obertongesang.
Review von Kai KoppDem Genre 'Modern Jazz' innovative Aspekte hinzuzufügen, gelingt heutzutage nur wenigen Jazzmusikern. Zu historisch, zu ausgelotet und zu tradiert erscheint diese in der Nachkriegszeit begründete Spielart des Jazz, die in den 70er Jahren zu großen Ehren gelangte, als die Elektronik Einzug in das Equipment von Herbie Hancock, Miles Davis und vielen anderen hielt.
In der risikofreudigen Tradition dieser 70er wurzelt auch "Illumination", das 2004er Album des Stephan-Max Wirth Ensembles. Zusätzlich zur Standardbesetzung Bass, Drums, Gitarre und Rhodes sorgt auf "Illumination" vor allem der Obertongesang von Simon Jakob Drees für Aufsehen. In einem folkfreien Jazz-Kontext fast einzigartig, entfaltet seine Kehlkopfkunst eine faszinierende Atmosphäre. Sitar- und Udu-Klänge runden das ereignisreiche Hörerlebnis ab.
Obwohl sich das Gesamtkonzept - bis auf Sitar, Udu und Obertongesang - recht herkömmlich präsentiert, hält das Stephan-Max Wirth Ensemble den traditionsreichen Modern Jazz im neuen Jahrtausend quicklebendig. Mit aussagekräftigen Themen, in Aufbau und Intensität spannungsreichen Improvisationen und elegant strukturierten Arrangements überzeugen sie auf CD ebenso wie live.
Mit von der Partie ist neben der aufstrebenden Pianistin Julia Hülsmann, die letztjährig mit "Scattering Poems" (in Zusammenarbeit mit Rebekka Bakken) einigen Staub aufwirbelte, auch Bassist Stefan Weeke, der mit der Jazzformation "Triocolor" bereits auf sich aufmerksam machte.
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