laut.de-Kritik
Diese Platte machte Robbie Williams aufmerksam ...
Review von Giuliano BenassiSeine Texte weisen auf ein tiefes Unbehagen hin. "If you are the answer, then love is like cancer", singt Stephen Duffy im programmatisch betitelten "Nothing Can Last". "I was down on the floor. Why get up to take more?" fragt er sich in "I Wasn't Scared Of Flying". "Early one morning the sun was shining, I sang you a song while you lay crying", trägt er in "We Used to Be So" vor.
"Ich hatte keinen Vertrag, ich musste einfach diese Songs aufnehmen" erzählt der 44-Jährige in einem Interview. Kein Wunder, dass ihn ein Kritiker den größten Pechvogel der Musikgeschichte nannte. Zunächst sollte er Recht behalten, denn das 2003 zum ersten Mal erschienene Album ging zunächst vollkommen unter.
Dabei entwickelt sich rasch so etwas wie eine Beziehung zwischen dem Musiker und dem Hörer. Im Opener "Home" begleitet Duffy seine klare, ehrlich klingende Stimme mit einer Akustikgitarre. Seine Begleitband Lilac Time unterstreicht den hoffnungsarmen Grundton eher, als dass sie ihn ändert. Lediglich der Hintergrundgesang Claire Woralls lichtet die Stimmung etwas auf.
Trotz der Banjos, Slide-Gitarren und dem Verzicht auf elektronische Hilfsmittel handelt es sich hier nicht um ein reines Folk/Country-Album. Duffys Pop-Vergangenheit schimmert immer wieder durch. Ob es an den Melodien oder Rhythmen liegt, ist schwer festzuhalten. "I Wasn't Scared Of Flying" weist jedenfalls karibische Einflüsse auf, "The Twelve Tones" erinnert an Eric Clapton, "Bank Holiday Monday" an die Smiths.
Trotz der Melancholie eignet sich "Keep Going" kaum für einen Selbstmörder. Duffy sucht weder Schuldige noch einen Ausweg. Der Titel weist den Weg: Egal, wie scheiße es läuft, es wird sich schon eine Lösung finden. Mit dieser Einstellung scheint er recht behalten zu haben: Kurz nach der Veröffentlichung fragte ihn Robbie Williams, ob er nicht ein paar Lieder mit ihm schreiben wolle.
Nach der ersten gemeinsamen Single "Radio" im Herbst 2004 steht eine LP im Frühjahr 2005 an. Dass es sich um den von Duffy erhofften Aufschwung handelt, beweist wohl auch die Neuerscheinung von "Keep Going" im November 2004 – pünktlich zur Weihnachtszeit.
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