laut.de-Kritik
Glanzvolles Comeback der britischen Hip Hop-Chartbreaker.
Review von Gerd HauswirthIrgendjemand behauptete vor langer Zeit, Totgeglaubte leben länger. Überhaupt nicht tot, aber mindestens genau so unauffällig verhielten sich Rob Birch und Nick Hallam alias Stereo MC's seit beinahe zehn Jahren, denn abgesehen von ihrer DJ Kicks-Platte hatten sie seit 1992 nichts mehr unter eigener Regie veröffentlicht. Wer nun allerdings glaubt, sie hätten sich von ihrem Ursprung losgesagt, um im DJ Kicks-Style fortzufahren, liegt völlig falsch.
Denn die beiden Briten knüpfen mit ihrer Neuerscheinung "Deep Down And Dirty" an den Beginn der 90er an, in dem Trip-, Hip- und Britpopper wie eben die Stereo MC's, EMF, Happy Mondays und Stone Roses den Zenit ihres Ruhmes erreichten. Das Merkmal jener Musikrichtung war die Klarheit, Leichtigkeit, Unbeschwertheit und Fröhlichkeit, die sie vermittelte - also Partymusik pur. Und obwohl diese Musik in den Clubs der Insel bald von Jungle, Drum'n'Bass und Bigbeat abgelöst wurde, beweist das neue Album der Stereo MC's, dass dafür eigentlich kein Grund bestand.
"We Belong In This World Together" ist beispielsweise durch das eingesampelte Klavier fast noch urbritischer als Queen Mom und wird garantiert zum Chartbreaker, der bei Partys locker mit "zeitgenössischer" Musik mithält. In diesem Zusammenhang kann auch gleich "Sophisticated" genannt werden, das dasselbe Potential in sich birgt und trotz der im Track besungenen Selbstzweifel vor Lebensenergie nur so strotzt. Der darauf folgende Song "Traffic" verbindet die DJ Kicks-Atmosphäre mit der mit Brit-Award ausgezeichneten Platte "Connected".
Auch die suizidgefährdete Anne Clark - hat sie ihrem jammervollen Dasein denn endlich ein Ende gesetzt? - steuert ihren Teil zum Ganzen bei, denn "Running" ist auf ihrer Melodie aufgebaut und selbstverständlich konnten nicht einmal die Stereo MC's dieser Nummer viel Lebensfreude einhauchen. Dennoch trifft der Titel zu, denn viel treibender könnte das Lied nicht sein - man hätte es auch "Nosebleed Because Of Speed - On The Motorway" nennen können.
Totgeglaubte leben länger! "Deep Down And Dirty" ist in jedem Fall eine gelungene Reanimation der Britmusik und ein willkommenes Comeback für die beiden Künstler.
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