laut.de-Kritik
Feine Formen und warme Gebilde im Chaos.
Review von Martin MengeleEin seltsamer Herbst hält Einzug in diesen Tagen. Um jetzt Zerstreuung, Ablenkung oder Entspannung zu finden, darf man auf keinen Fall in die Zeitungen schauen oder gar den Fernseher anmachen. Da kommt das neue Stereolab-Album gerade zur rechten Zeit. Die Experimentalpopper sind schon lange ein verlässlicher Garant für unbeschwerte und sorglose Melodien.
Stereolab bleiben sich in dieser Hinsicht seit Jahren in emanzipierter Strenge treu. Kritiker meinen deswegen oft zu unrecht, dass ihre Musik eher für die Hintergrundbeschallung in Fahrstühlen und Hotellobbys taugt, als zum bewussten Zuhören. Ein Kampf gegen die Belanglosigkeit oder gar Monotonie ist in ihren Songs aber nicht zu finden. Einmal mehr tut sich in winzigen Details und dem fast an Masochismus grenzenden Perfektionismus die beschwingte und unbekümmerte Ästhetik moderner Popmusik vor dem Hörer auf, wenn er dem Dargebotenen nur einen winzigen Moment Beachtung schenkt.
Wie der Albumtitel suggeriert handelt es sich hier wortwörtlich um "Klangstaub" und eben nicht um konventionell strukturierte Musik. Oberflächlich betrachtet herrscht zunächst keine besondere Ordnung oder ein allumfassender Plan. Aber unter der Lupe des aufmerksamen Hörers erschließen sich feine Formen und warme Gebilde im Chaos. Ein wirklicher Hit oder eine handvoll Songs, wegen denen man diese Platte empfehlen könnte, tut sich trotzdem nicht hervor.
Noch keine Kommentare